Ein Konzert wie eine Umarmung
Denken wir an den Fürstenwalder Dom mit seinem außergewöhnlichen Neujahrskonzert in diesem Jahr – an die Klänge, die im Gewölbe nachhallten und den Emotionen freien Lauf ließen. Wie schön das war! Jedes weitere Neujahrskonzert, das folgte, war für sich genommen wieder etwas Neues – mit anderen Werken, an anderen Orten. Und so ist es nicht verwunderlich, dass, auch wenn die Zeit bereits vorangeschritten ist, immer noch Raum für ein Neujahrskonzert bleibt. Denn das Jahr ist noch jung. Eine Premiere im Fürstenwalder Hof: das Neujahrskonzert mit Hanny, Annemarie Mai, Tobias & Hans Neumeister.
Den Saal in eine gemütliche Location zu verwandeln das an eine Wohlfühlarea erinnert stellt schon eine gewisse Herausforderung dar und gelingt nicht immer. Nicht, weil man sich nicht bemühen würde, sondern der Saal wirkt etwas Wuchtig. Aber wenn ein Profi wie Tobias Neumeister von Ghostnote Sound am Start ist kann man gewiss sein, das es klappt. Den Saal eingekürzt auf die Hälfte, die Bühne wurde dabei nur noch als ein Nebenschauplatz inszeniert und im Vordergrund zu ebener Erde fanden die Musiker ihren Platz. Im Halbkreis davor auf Tuchfühlung saßen die Gäste an vereinzelnd kleinen Tischen und genossen das Konzert.
Die ideenreiche Gestaltung dieses Musikerlebnisses bewies Stil: Mit einfachsten Mitteln wurde eine stimmungsvolle Atmosphäre geschaffen. Die Musiker an ihren Drums, Gitarren, Saxophonen, Pianos und Blasinstrumenten nahmen gemeinsam mit den Sängerinnen und Sängern das Publikum mit auf eine musikalische Reise. Hanny Ziehm eröffnete den Abend ohne viele Umschweife, begrüßte – ganz Entertainer, der er nun mal ist – die zahlreichen Gäste und führte kurzweilig durch das abendfüllende Programm, das sich in nahezu dreißig Songs widerspiegelte: ein Potpourri unterschiedlichster Musikstile. Den Auftakt machte „Cello“ von Udo Lindenberg, mit Hanny am Mikrofon, begleitet von Tobias an den Drums und dem Piano.
Zwischen den Titeln wurden nicht nur die Gastkünstler vorgestellt, sondern auch ihre mitreißenden Soli gefeiert, die immer wieder für Begeisterung sorgten. Das Repertoire reichte von Chuck Berry, Udo Lindenberg und Michael Jackson über Karat, Rio Reiser, Vaya Con Dios und Gisbert zu Knyphausen bis hin zu Dusty Springfield und Vicky Leandros – um nur einige zu nennen.
Hans, der jüngste Spross der Musikcrew, brillierte nicht nur an der Gitarre, sondern bewies auch am Schlagzeug großes Talent – und performte Michael Jackson mit beeindruckender Präzision. Ein weiterer Höhepunkt des Abends: der Blues. Ein Genre, das viele Stilrichtungen vereint, und mit einem Kultklassiker schlechthin vertreten war – „Everybody Needs Somebody to Love“ aus dem Soundtrack von The Blues Brothers.
Gesungen von Emilie und Thomas Neumeister, die den Saal zum Beben brachten. Hier wäre eine Tanzfläche sicher noch das i-Tüpfelchen gewesen! Und schließlich, im letzten Drittel des Abends, ein besonderer Moment: „Mackie Messer“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill, mit Annemarie Mai und Hanny – ein krönender Abschluss für ein unvergessliches Neujahrskonzert.