Zerstörung der demokratischen Republik in Chile
Am 11. September 1973 führte das Militär unter der Leitung von General Augusto Pinochet einen Putsch gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende durch. Zum 50. Jahrestag erklären die Vorsitzenden der Partei DIE LINKE, Janine Wissler und Martin Schirdewan: Der 11. September 1973 markiert ein dunkles Kapitel der Geschichte: den Putsch Augusto Pinochets in Chile. Vor 50 Jahren wurde die demokratisch gewählte Regierung von Präsident Salvador Allende durch einen Militärputsch gestürzt und eine Ära der Unterdrückung und des Leids in Chile eingeleitet. Der demokratische Sozialismus Allendes und die Hoffnung auf ein besseres Leben für die Mehrheit der Menschen in Chile wurde damit zerstört.
Der von der CIA unterstützte Putsch Pinochets führte zu jahrzehntelanger Gewalt und Unterdrückung. Tausende unschuldiger Menschen wurden gefoltert, ermordet oder verschwanden spurlos. Familien wurden auseinandergerissen und die Grundrechte der chilenischen Bürgerinnen und Bürger systematisch verletzt.
Die Blutspur aus Chile führt auch nach Deutschland. Die Hinweise verdichten sich, dass unter anderem das menschenverachtende Sektennetzwerk „Colonia Dignidad“ ein Brückenkopf Deutschlands und des Pinochet-Regimes war. Heute ist bekannt, dass der deutsche Geheimdienst BND ebenso seine Hände im Spiel hatte wie deutsche Waffenhändler und ihre Industrie. Deutschland hat sich aus wirtschaftlichen Interessen am Tod vieler Menschen in Chile mitschuldig gemacht und diese Beziehungen ungebrochen fortgesetzt. Zum Wohle deutscher Konzerne und getrieben von einem tief verwurzelten Antikommunismus wurden die Menschenrechte missachtet. Verschiedene Bundesregierungen sahen zu, wie Chile seine Demokratie verlor – und deutsche Geheimdienste und Unternehmen aktiv daran mitwirkten bzw. als stille Teilhaber davon profitierten.
Die genaue Rolle Deutschlands bei der Lieferung von Rüstungsgütern an die Diktatur in Chile in dieser Zeit ist Gegenstand von Untersuchungen und Diskussionen. Bisher fehlt jedoch ein Schuldeingeständnis. Wer in diesen Tagen an die Verbrechen Pinochets erinnert und auf die Verletzung der Menschenrechte und die Missachtung der Demokratie aufmerksam macht, darf zur deutschen Mitschuld nicht schweigen. Der dunkle Schleier der deutschen Geschichte muss gelüftet werden. Eine schonungslose Aufarbeitung der Rolle von Politik, BND und deutschen Waffenhändlern ist überfällig. Die Aufarbeitung muss dazu führen, dass die deutschen Profiteure und Mittäter ans Licht kommen. Ihre Gewinne mit dem Leid müssen endlich den Überlebenden und Angehörigen der Opfer als Entschädigung zukommen.