Neujahrsempfang der Linken in Fürstenwalde
„Der Anspruch mit Mut und Zuversicht jetzt die nächste Stufe der Stadterneuerung, die nächste Umbauetappe hin zu einer klimaresilienten, digitalen und sozialen Stadt einzuläuten, ist mehr als richtig!“, griff der Orts- und Fraktionschef der Linken, Stephan Wende, in seiner traditionelle Neujahrsrede beim Bürgerempfang der Linke am vergangenen Samstag die tags zuvor von Bürgermeister Rudolph skizzierte Strategie der Stadtverwaltung auf und versprach „wir LINKE wirken hier mit Herz und Hirn und Hand sehr gerne mit“.
Das außer einem nebulösen städtischen 100-Millionen-Euro-Investitionsprogramm hier noch nichts Konkretes bekannt „und auch im Haushalt der Stadt für 2023 und die Folgejahre nichts ablesbar ist, lässt den Bürgermeister eher als Ankündigungsmeister als einen aktiven Gestalter der Stadt dastehen“.
Die Themen des Jahres 2023 „liegen auf der Hand und die Grundsatzentscheidungen dafür sind längst getroffen. Was noch fehlt ist die engagierte Annahme der Aufgabe, ein aktives Handeln der Zuständigen. Das gilt für die Entwicklung neuer Wohnquartiere, wie der Spreevorstadt, dem neuen ‚Westlichen Stadteingang‘ am Bildungscampus Aufbauschule und des möglichen Sanierungsgebietes Bahnvorstadt, dem Erhalt und der Sanierung des Schwapps, das gilt für ein Sportstättenentwicklungskonzept, für den Standort des neuen Hortes für die Theodor-Fontane-Grundschule und insgesamt für ein beschlossenes Kita-, Hort und Grundschulentwicklungskonzept, das gilt für die Entscheidung zur Errichtung eines Nahversorgers mit Wohn- und Sozialraum in Fürstenwalde Nord …“, so Wende in seiner knappen, stichpunktartigen Aufzählung.
Für die Realisierung der vielen wichtigen Projekte in 2023 und den Folgejahren schlug Wende auch in diesem Jahr eine „ämter- und dezernatsübergreifende Taskforce „Zukunftsprojekte Fürstenwalde“ in der Verwaltung und als notwendiges Scharnier in die Stadtgesellschaft und potentiellen Investoren vor und bat eindringlich „den Bürgermeister und die Verwaltungsspitze um eins: Raus aus der Trutzburg! Das Rathaus braucht offene Türen und Fenster, offenen Telefon- und Mailleitungen und nicht Rede-, Denk- und Sprechverbote. Meinungen, Ideen und Initiativen brauchen Raum und nicht das Nadelöhr ‚alles nur über den Bürgermeister‘.“
Die Reaktion von Bürgermeister Rudolph nach dem im vergangenen Jahr gescheiterten Versuch, ein Abwahlbegehren gegen ihn in Gang zu setzen, erwiderte Wende klar: „Dass man mit ausgestreckten Händen auch immer wieder anecken kann, ist Herrn Rudolph nicht neu. Aber nur mit ausgestreckten Händen steht er auch einfach leer da.
Nehmen Sie, werter Herr Bürgermeister, doch in 2023 in die Hand, was so häufig vermisst wird: Vertrauen und Ehrlichkeit, Wertschätzung und Empathie den anderen gegenüber, Offenheit und Phantasie. Und Finger weg von der Rechthaberei, den Belehrungen und der Strafprozessordnung. Dann klappt‘s auch mit den Nachbarn – und der Stadtverordnetenversammlung.“
„Kritisch, wenn Kritik notwendig ist. Unterstützend immer da, wo gemeinsam und auf Augenhöhe um die beste Lösung gerungen wird“, so beschreibt Wende die Arbeit der Fraktion in der Stadtverordnetenversammlung auch für das nächste Jahr. Und machte dabei deutlich, dass die Linke weiter den Anspruch hat, die Stadt sozial und nachhaltig weiterzuentwickeln. „Der Stillstand ist tödlich, wir brauchen eine Stadt in Bewegung und mit Lust auf Veränderung.“
Die zahlreichen Gäste des Neujahrsempfanges bat er „um Aufbruch aus statt Rückzug ins Private.“ Die Stadt brauche alle Engagierten in den Vereinen und Initiativen, „die Schüler und Lehrer der Jähn-Grundschule haben uns doch im letzten Jahr gezeigt, was alles geht und entsteht, wenn wir gemeinsam arbeiten.“
Unzufrieden und selbstkritisch zeigt er sich auch, als er sich an seine eigene Partei in Fürstenwalde und Oder-Spree wandte. „Die Linken, meine Linken, bitte ich um eins: Raus aus der Pandemie und wieder rein ins Leben! Die Gesellschaft, die Stadt und unsere Region braucht uns! Mit einem offenen Bürgerbüro zum Reingehen, mit einem offenen Ohr zum Zuhören, mit wachen Augen zum Zusehen, mit einem Herzen zum Mitfühlen, mit Grips zum Mitdenken und Händen zum Zupacken, mit Füßen zum Schritthalten, einem breiten Kreuz zum Aus- und Durchhalten und vor allem wachen Verstand. Mit Antennen für die Ungerechtigkeiten im Großen und Kleinen. Mit heißem Herzen gegen soziale Kälte!“
Die Linke in Fürstenwalde, so scheint es, hat verstanden, dass sie in Fürstenwalde für mehr als nur für Scharmützel mit dem Bürgermeister gebraucht wird. Gut so!