Kennen Sie noch den flotten Spruch: „Verarschen kann ick mir alleene!“
Das ist inzwischen Schnee von gestern.
So schön sich selbst verarschen, wie wir es heute allerorts werden, das kriegt man selber gar nicht mehr hin. Selbst eine Salami, wie sie in Massen im Discounter rumliegt und deren Fettgehalt im Vergleich jeden Sumo-Ringer als geradezu vegan durchgehen lässt, wird als „1 A-Spitzenqualität“ angepriesen. Auf Fischbüchsen, deren amorpher Inhalt sich nur durch Studium des Deckel-Aufdrucks erschließt, werden „Serviervorschläge“ offeriert, die sich mit dem Pamps im Inneren der Büchse nicht im Traum realisieren lassen. Wir schlucken das. Sowohl die Verarsche als auch den Inhalt der Büchse.
Wundermittel, angepriesen in Fernsehbeilagen und Autoclub-Magazinen, deren Heilsversprechen an Auferstehungszusagen grenzen. Wir schlucken das. Politiker, die sich ihre Entscheidungen von bestens bezahlten „Experten“ absegnen lassen, die genau ihrer Meinung sind, nehmen wir hin.
Dass wir Fahrer eines Diesels mit Euro 4-Norm inzwischen vielerorts ausgesperrt werden, schlucken wir auch. Bleibt, nebenbei gesagt, abzuwarten, wann der Betrieb von Gasherden in Innenstädten mit Diesel-Fahrverbot untersagt wird. Ja, auch so ein Gasherd emittiert ganz ordentlich. Mehr als ein gelegentliches Rührei kann man da eigentlich gar nicht genehmigen (wir woll‘n mal nicht so sein…). Jedenfalls hat kein Schwein auf der Regierungsbank die Absicht, uns Dieselfahrer dafür zu entschädigen. Dabei geht es auch anders! Für den Kohleausstieg wird richtig Kohle locker gemacht. 40 Mrd. Euro bis 2038. Mindestens. Und ich verspreche es euch, dabei bleibt es ganz sicher nicht!
Nicht falsch verstehen: natürlich braucht es Hilfen bei der Umgestaltung der Struktur der betroffenen Regionen. Natürlich kostet das Geld. Aber wenn ich höre, dass Kraftwerksbetreiber selbst für die Stilllegung der alten, längst abgeschriebenen Dreckschleudern aus den 1990er Jahren noch satte Entschädigungen kassieren, platzt mir der Kragen. Oder, wie mein Oller in solchen Fällen zu sagen pflegt: „Ick faul im Schritt!“ Für meinen „alten“ Diesel und seine lokale Ächtung zahlt mir keiner eine müde Mark. Und ihnen übrigens auch nicht. Und wenn ich nun lesen darf, dass weit mehr als eine Handvoll Lungenärzte gar die Rechtfertigung der Höhe der Grenzwerte für Stickoxid anzweifeln, fühle ich mich noch mehr verarscht. Es erinnert mich schmerzlich an die Diskussion um Glyphosat. Die einen sagen so – die anderen sagen so. Das hat damals wie heute NICHT für ein Verbot des Giftzeugs gereicht. Und bei den Grenzwerten für Stickoxide? Die einen sagen so – die anderen sagen so. Aber das reicht für partielle Fahrverbote. Die Zeche zahlen wir.
Auch der Kohleausstieg wird uns teurer zu stehen kommen, als wir es uns heute träumen lassen. Schon jetzt wird der Anstieg der Energiekosten proklamiert. Und es wird auch hier wieder Leute geben, die dafür sorgen, dass alle am Ausstieg gewinnen.
Außer die Bürger. Aber die schlucken das.
P.S.: Und wenn die Bundesregierung verlauten lässt, dass sie nicht daran denkt, über ein generelles Tempolimit auf deutschen Autobahnen nachzudenken, weil das nichts brächte, jubeln vor allem Audi A8-Produzenten. Wenn aber ein Bundesverkehrsminister Scheuer (CSU) sich nicht zu blöd ist, zu äußern, dass ein Tempolimit auf Autobahnen gegen den „gesunden Menschenverstand“ verstieße, beleidigt er zumindest den ganzen vernünftigen nicht-deutschen Rest Europas. Immerhin reiht sich Deutschland mit Afghanistan, Bhutan, Burundi, Haiti, Mauretanien, Myanmar, Nepal, Nordkorea, Somalia, Vanuatu (Aufzählung ist nicht vollständig) in die „wichtigsten und führendsten“ Staaten der Welt ein. Dort gibt es nämlich auch kein Tempolimit.
Aber ich weiß, auch das schlucken wir!