Wir kennen sie alle, die „Helikopter-Eltern“. Das sind die, bei denen das eigene Kind nicht mal ohne Aufsicht in Ruhe kacken gehen kann. Eine gute Gelegenheit für unseren Landrat Lindemann, sich mal so richtig um seine „Kinder“ zu kümmern. Als es vor Jahresfrist um die Ausweisung von Naturschutzgebieten ging, auch mal einfach so über Siedlungen und Privatgrundstücke hinweg, gingen ihm diese noch am Allerwertesten vorbei. Da gab er gegenüber der Landesregierung und diesem unsäglichen Vogelsinger, keine Stellungnahme ab. Hätte ihm ja schaden können…
Nun aber trifft uns die volle Wucht seiner Sorge. Corona ändert vieles. Immerhin hat er sich, ungewollt sicher, als ausgesprochen aquaphob geoutet. Aquaphobie bezeichnet diejenigen, die Angst vor Wasser haben. Ich hoffe mal, dass er sich trotzdem regelmäßig die Hände wäscht. Und vielleicht noch ein bisschen was darüber hinaus. Wie sonst ist es zu erklären, dass er ausgerechnet dem Wassersport Kraft seiner Wassersuppe versucht, den Garaus zu machen? Paddel- und Ruderboote zu fahren ist erlaubt. Haste aber einen Außenborder am Angelkahn, biste kriminell. Seine Auslegung von „Ausgangssperre“. Sport treiben sei erlaubt. Man darf also Joggen. Spazierengehen ist nach lindemannscher Auslegung quasi verboten. Mit einem Optimisten zu segeln ist erlaubt. Für alle, die sich da nicht so auskennen: ein Opti ist ein etwa kohlenkastengroßes Segelboot. Was ein Kohlenkasten ist? Fragt eure Omas oder Opas. Ich jedenfalls, mit meinen rund und optimistisch gerechneten sechsundachtzig Kilo rein netto, passe da nicht rein. Große Boote dürfen Gewässer im Landkreis oder-Spree also nicht befahren. Warum? Weil man nicht sehen kann, ob da nicht mehr als zwei Personen drauf sind. Und damit erst gar niemand auf dumme Gedanken kommt, hat Lindemann gleich mal grundsätzlich das Kranen von Booten verboten. Wenngleich bisher nie beobachtet wurde, dass je ein Bootseigner auf dem Schoß des Kranführers saß und somit das Abstandsgebot nicht eingehalten hätte. Wer nicht gekrant werden kann, kann nicht aufs Wasser. So einfach geht Helikoptern. Da nützt dir auch der eigene Steg nichts. Immerhin dürfen Autos noch fahren. Die Frage ist, wie lange noch. Eigentlich dürften alle Kraftfahrzeuge, die mehr als 2 Sitze haben, Ausgangsverbot haben. Es könnte ja sein, dass… Mein Oller hat einen Renault Espace, einen Siebensitzer. Mit abgedunkelten Scheiben. Tagtäglich wartet der nun auf ein Fahrverbot… Nun lässt er immer abends den Autoschlüssel stecken, aber aus dem Nachbarland kommt ja keiner mehr zu uns rein, um ihn umzusetzen.
Die Presse gibt sich ungerührt. Der „Neue Tag“, wie mein Oller das meist ungelesene Wurschtblatt der Region liebevoll nennt, hakt da nicht nach. Könnte Inserate kosten. Wahrscheinlich alles Landratten. Und Nachfragen von interessierten Bürgern bleiben – natürlich – unbeantwortet. Manchmal frage ich mich, ob die überhaupt wissen, wer dafür Sorge trägt, dass sie am Anfang jedes Monats ihre Kohle kriegen. Aber woher sollen sie das wissen, wenn es ihnen keiner sagt. Und mal ehrlich: freiwillig leistet eh keiner seine entsprechenden Abgaben. Jedenfalls ist die Qualität der Behördenarbeit nicht immer unbedingt ein Motivationsschub.
Mein Oller sagt, dass es wesentlich leichter wäre mit der Situation klarzukommen, wenn die Regeln ein bisschen den Gesetzen der Logik folgen würden. Nun dürfen Geschäfte mit einer Verkaufsfläche unter 800 m² öffnen. Restaurants bleiben aber zu, egal wie dicht oder wie weit die Tische stehen. Da werden in ganzen Regionen für immer die gastronomischen Lichter ausgehen. Ratet mal, wer davon profitieren wird! Genau – die, die jetzt richtig Kohle mit Klopapier und Desinfektionsmittel machen. Wucher? Da hat der Gesetzgeber schön vorgebeugt: Wucher setzt eine „Notlage“ voraus. Mehr Gummi geht nicht. Haben wir eine Notlage? Je nach dem, wen man fragt…
Viele sind traurig, dass Himmelfahrt dieses Jahr ausfällt. Ihr Dussels! Denkt lieber schon mal an Weihnachten! Wenn alles erst vorbei ist, wenn es einen Impfstoff gibt, und wenn die Entwicklung eines solchen Impfstoffs, optimistisch betrachtet, wenigstens 18 Monate dauert, sitzt ihr Weihnachten allein unterm Baum. Das spart. Geschenke und Stress. Aber ich will mich ja nicht um die nächsten Rundblicke bringen.
Bleibt also besonnen und gesund und wehrt euch gegen Helikopter-Bevormundung. Sonst wird hierzulande lange nichts mehr laufen. Gemeinsam stark sein – mit einsfuffzig Mindestabstand.