Saisonabschluss sowie Kreispokal am Sonnabend in der Löcknitzhalle
Das hatte keiner der kleinen Anhängerschar des Grünheider SV in Berlin erwartet: Die Männer-Mannschaft um Chefcoach Frank Morawetz und Co-Trainer Dirk Köhler gewann in der Abstiegsrunde der Handball-Oberliga Ostsee-Spree das Hinspiel um Platz 11 bei der SG OSF Berlin (SG OSC Schöneberg-Friedenau) und schuf sich damit eine gute Ausgangsposition für den Klassenerhalt in der vierten Liga. Eine stark dezimierte Mannschaft der GSV-Löwen setzte sich am vergangenen Samstag, den 11. Juni, in der Sporthalle Schöneberg mit 26:23 (13:10) gegen die Gastgeber durch. Die Männer von der Löcknitz hatten nur zwei Wechselspieler auf der Bank – Torwart Hendryk Büttner, der diesmal als Feldspieler vorgesehen war, und Philipp Polzt, Spieler beim Verbandsligisten GSV II und stellvertretender Sektionsleiter Handball im Verein. Während Letzterer froh war, dass er nicht eingesetzt wurde, hätte der Torwart gern mal im Feld gespielt.
Kreispokal und Ehrung vor dem Rückspiel am 18. Juni in der Löcknitzhalle
Das Rückspiel steigt am kommenden Sonnabend, 18. Juni, ab 18.30 Uhr in der Grünheider Löcknitzhalle. Kurz vor der Partie wird der erste „Grünheider Handballer des Jahres“ gekürt. Und bereits ab 12.00 Uhr gibt es Spiele um den Männer-Kreispokal des Spielbezirks D, wobei Kreismeister Grünheider SV III auf die HSG Schlaubetal-Odervorland II und den SSV Rot-Weiß Friedland trifft. Nach der Partie gegen die SG OSF Berlin ist für die erste Männer-Mannschaft des Grünheider SV die lange Saison 2021/2022 in der Oberliga Ostsee-Spree beendet. Danach soll der Klassenerhalt – hoffentlich mit einem Sieg – gefeiert werden, wobei es für einige Akteure der letzte Auftritt im GSV-Trikot ist. Die GSV-Löwen, die wahrscheinlich Anfang August mit der Vorbereitung auf die neue Saison beginnen, hoffen noch mal auf eine „volle Hütte“ und tatkräftige Unterstützung des heimischen Publikums.
Grandiose Teamleistung der kleinen GSV-Gruppe in Berlin
Der Jubel war natürlich am Samstagabend nach dem überraschenden Sieg der Grünheider in Berlin riesig – auch, weil er nur mit einem Mini-Team geschafft wurde. Nachdem zuvor schon feststand, dass unter anderem Tom Griebsch, Florian Folger, Oliver Milde, Marcus Schwiderski und Ben Scheerer fehlen werden, kam knapp fünf Stunden vor Beginn der Partie nach Angaben von Dirk Köhler eine weitere krankheitsbedingte Absage eines Spielers hinzu. „Das konnten wir dadurch kompensieren, dass wir Philipp Polzt auf dem Parkplatz abgefangen haben und er sich mit meinen Schuhen sowie meinem T-Shirt dankenswerterweise auf die Bank gesetzt hat“, erklärt der GSV-Co-Trainer. „Das macht den Verein aus, alle halten zusammen. Und das war auch in der kleinen Gruppe auf der Platte zu sehen, die eine unglaublich grandiose Leistung vollbrachte. Das macht Spaß.“ Und das auswärts, ohne Kleber und mit dezimierter Mannschaft. „Da stellt sich schon die Frage, wie wir am Sonnabend in der Löcknitzhalle auflaufen. Die Trainer haben schon wieder zehn Fragezeichen im Kopf. Vielleicht spielen wir ja auch ohne Kleber“, erklärt Dirk Köhler mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen.
GSV-Coach Frank Morawetz:
„Ich kann nur den Hut ziehen vor dieser Mannschaft“
„Die Situation ist ja für alle Beteiligten schwierig. Eigentlich ist der Klassenerhalt für uns und OSF bereits sicher, da der HV Grün-Weiß Werder nach dessen klarer Aussage auch dann aufsteigen wird, wenn er Platz zwei im Oberliga-Finale belegt. Damit reicht der zwölfte Platz für den Klassenerhalt“, erklärt Frank Morawetz. „Dass wir in Schöneberg mit dieser Mini-Truppe solch ein gutes Spiel machen, davor kann ich nur den Hut vor dieser Mannschaft ziehen. Das hat einen dermaßen hohen Wert, was wir hier geschafft haben. Wir hatten uns eine kluge Taktik für den Matchplan zurechtgelegt, die auch aufgegangen ist. OSF hat sich schwer getan gegen unsere Abwehr, in der wir es ziemlich gut gelöst haben.“ Es habe ein paar Phasen gegeben, in denen das Spielt hätte kippen können. So nach ständiger Grünheider Führung in der ersten Halbzeit zu Beginn des zweiten Durchgangs, als die Berliner zum 14:14 in der 35. Minute ausglichen. Auch beim 19:21 (49.), 22:24 (55.) und 23:25 (56.) aus ihrer Sicht war die SG OSF noch mal dicht dran, doch die Männer von der Löcknitz ließen sich nicht beirren. „Wir haben nie den Mut verloren und immer den Faden behalten, sind cool geblieben und haben lange gespielt, um den Gegner zu nerven. Das haben die Jungs wirklich gut gemacht“, sagt Frank Morawetz.
OSF-Trainer Sven Liesegang:
„Schwierige Sache für alle nach elf Monaten Training“
„Diese Konstellation, reicht es oder reicht es nicht, ist nach elf Monaten im Training schwierig“, sagt OSF-Coach Sven Liesegang. Das betreffe aber beide Mannschaften. „Es ist schwer, nach solch langer Zeit den Fokus hochzuhalten. Dann passieren halt solche Dinge wie diesmal in unserem Heimspiel. Als ich gesehen haben, dass die Grünheider nur zwei Wechselspieler haben und bei uns auch einige Akteure fehlten, habe ich schon gewusst, dass es ein schweres Spiel wird, in dem es zu vielen freien Würfen sowie Fehlern kommt. Die Grünheider haben verdient gewonnen, weil sie es cleverer gemacht haben“, erklärt Sven Liesegang, der seit 2019 OSF-Trainer ist und zuvor als aktiver Spieler von Ende der 1980er Jahre bis 2002 beim SC Magdeburg als Rückraum-Allrounder agierte und mit dem SCM unter anderem Champions-League-Sieger wurde sowie je zweimal nationaler Meister und Pokalsieger und EHF-Pokalsieger. Für das Rückspiel der Berliner in der Löcknitzhalle kündigte er an, dass seine Mannschaft noch mal einen „heißen Tanz“ abliefern will – auch wenn mit dem angekündigten Aufstieg von Grün-Weiß Werder in die 3. Liga der Oberliga-Verbleib, die in der kommenden Saison wieder 14 Teams anstatt der jetzt 18 umfassen soll, bereits klar sei.
Volker Milde und Uwe Manohr vom Kampfgeist der jungen Mannschaft begeistert
Volker Milde, ehemaliger Mannschaftsbetreuer beim GSV I, Vater von Spieler Oliver Milde und Fan des Teams, sowie Uwe Manohr, Chef des Fördervereins Grünheider Handball, waren über den Ausgang der Partie mehr als überrascht. „Es war eine super Leistung dieser jungen Mannschaft mit begeisterndem Kampfgeist. Den Sieg konnte man anhand der Aufstellung so nicht erwarten. Uwe und ich haben uns vorher unterhalten und eine zweistellige Niederlage befürchtet“, gibt Volker Milde zu. Und Uwe Manohr betont: „Ich bin superstolz auf die Mannschaft. Die Jungs haben alles gegeben, waren ein Team, hatten den Kopf oben, haben begeisternd gekämpft und immer an den Sieg geglaubt. Einfach super!“
Die SG OSF Berlin spielte in der Schöneberger Sporthalle mit: Karl Erik Lederer, Lewin Harries – Jonas Pate 1, Dorian Schnabel 4, Moritz Kollbach 2, Ole Rosenbusch, Robert Kohrs 3/1, Philipp Cromm, Matteo Werth, Konrad Hawighorst, Philipp Rehm 6, Maximilian von Rumohr, Till Maximilian Bartels 5, Marc Pieper 2
Der Grünheider SV spielte mit: Denny Alpers – Justin Kranzusch, Oliver Heine 3, Philipp Polzt, Adrian Theden 6, Konstantin Büttner 5, Marc Robin Hiesener 9, Hendryk Büttner, Phillipp Hudewenz 3/1
Schiedsrichter: Jean-Paul Gemeinhardt, Alexander Knoche
Siebenmeter: OSF 1/1, GSV 2/1 – 2-min-Strafen: OSF 3, GSV 1
Foto und Video in der Kabine: © Hendryk Büttner
Fotos und Videos: © Roland Hanke