Kampf, Kratzer, Kreisliga-Krimi

Am 25. Spieltag lud die SG Rauen zur Fußball-Feierabendunterhaltung – Gegner: die zweite Mannschaft von Victoria Seelow II, Schauplatz: das heimische Stadion, Stimmung: brodelnd.

Bereits am Freitagabend rollte der Ball – bei Temperaturen, die eher zum Biergarten als zum Bolzplatz einluden. Doch wer gekommen war, wurde nicht enttäuscht: Es entwickelte sich ein Spiel, das an Spannung kaum zu überbieten war. Rauen hatte zuletzt in der Kreisliga Nord für hochgezogene Augenbrauen gesorgt: Zwei Siege, ein Unentschieden – und das von einem Team, das zwischenzeitlich fast schon abgeschrieben war. Unter Trainer Marcel Niespodziany startete die Mannschaft eine Aufholjagd, die mancherorts schon als kleines Fußballmärchen gehandelt wird. Ganz anders das Bild bei Victoria Seelow II. Die hatten in den vergangenen Spielen eher den Eindruck erweckt, als würden sie das Tore-Schießen dem Gegner überlassen wollen. Wichtige Punkte gingen verloren. So trafen zwei Welten aufeinander – die eine im Aufwind, die andere mit Gegenwind. Und das Spiel? Entsprechend elektrisierend.

Schon in den ersten Sekunden kommt Rauen mit Michele Hähnlein zum ersten Tor. Dann entwickelt sich ein offener Schlagabtausch zwischen beiden Teams, wobei Rauen hierbei federführend agierte und Victoria unter Druck geriet. Für die Gäste, die sich bemühten, Rauen unter Kontrolle zu bekommen, fiel es sichtlich schwerer, selbst ins Spiel zu finden. Mit einigen schnellen Angriffen konnten sie sich im Mittelfeld durchsetzen, aber an der Abwehr Barleben und Behnke bissen sie sich noch die Zähne aus. Rauens Trainer Niespodziany machte von der Linie mächtig Druck, besonders Juri Schaaf wurde positiv auf Kurs gebracht und gehalten. Denn die einfachen Spielzüge sind es, die Rauen ausmacht, und in Kombination mit dem schnellen Dreieckspiel erreichen sie ihre Vorteile. Kurz nach der Trinkpause in der 35. Minute bekommt im Angriff Michele Hähnlein den Ball durchgesteckt, der sieht seine Lücke in der Abwehr der Gäste, der Torwart steht in der Sekunde etwas zu weit vorn, Hähnlein schießt aus halblinker Position scharf den Ball nach oben rechts ins Dreieck – 2:0 für Rauen. Damit geht es in die Pause.

Zur Pause treffe ich am Spielfeldrand auf den Rauener Conner Sean Götze, der nur allzu gern selbst auf dem Platz gestanden hätte.

Doch, so erklärte er, sei es aus gesundheitlichen Gründen manchmal sicherer, einen Gang zurückzuschalten. Beim letzten Spiel habe er sich verletzt – das vordere Kreuzband sowie der untere Meniskus seien angerissen. Aber: „Zur neuen Saison bin ich wieder dabei!“, versicherte er mit einem entschlossenen Blick.

Nach der Pause kommt das Spiel in Fahrt. Seelow hat sich der Situation angepasst, tritt entschlossener auf und empfiehlt sich in der 49. Minute mit Anthony Specht – 2:1. Die Gemüter sind erhitzt, beide Teams versuchen, sich durchzusetzen, aber Seelow macht seine Wege enger. Doch mit vereinter Kraft – und auch mit Fehlern – lässt sich was machen. Rauens Kapitän Marcus Wagner will den Ball ins Tor bringen, der prallt am Gegner ab, „Flo“ – Florian Zinke – kommt von der Seite: Es steht in der 66. Minute 3:1. Seelow kommt nun schnell über die Flügel, tritt selbstbewusster auf, kommt aber nicht zum Zuge. Rauen kommt dafür zurück – und „Flo“ – Florian Zinke: 4:1 in der 73. Minute. Die Ereignisse überschlagen sich, Seelow nutzt die Fehlerquote der Rauener – 75. Minute: 4:2. Nach einem angeblichen „Hand“ gibt es einen Elfmeter für die Gäste – in der 78. Minute 4:3. Und immer dazwischen der Schiri – mit manchen zweifelhaften Entscheidungen. In der Nachspielzeit kommt das 4:4-Endergebnis.

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