Konjunktur im Land erreicht neue Höchstwerte
Das brandenburgische Handwerk schließt in der Einschätzung seiner positiven wirtschaftlichen Lage uneingeschränkt an die Ergebnisse der Vorjahre an, in Teilen werden sogar neue Höchstwerte erreicht, das zeigen die Berichte zur Frühjahrskonjunkturumfrage.
Die befragten Unternehmen in den Kammerbezirken des Landes beurteilen ihre Geschäftslage auf konstant hohem Niveau mit mindestens 93 Prozent guter und zufriedenstellender Geschäftslage. Die Auftragsvorläufe bleiben im Vergleich zum Vorjahr auf dem konstant hohen Niveau, in Teilen des Landes und der Gewerke weiterhin bei der zweistelligen Marke von 10 Wochen. Rekordverdächtig zeigen sich die Bauhaupt- und Ausbaugewerke mit über 12 und teilweise sogar über 14 Wochen.
Unverändert an der Spitze: die Bau- und Ausbaugewerke, aber auch die Kfz-Branche, wobei diese aktuell etwas zurückhaltender in ihrer Einschätzung ist. Auch bei den Umsätzen legen die Handwerksbetriebe in allen Teilen des Landes noch einmal zu. Zwischen 84 und 89,9 Prozent der Unternehmen vermelden gestiegene, mindestens aber gleichbleibende Umsätze, was noch einmal einem landesweiten durchschnittlichen Plus von 2,8 Prozent entspricht.
Die aktuelle Konjunkturumfrage zeigte, dass die Betriebe von der Uckermark bis in die Lausitz weitere Preissteigerungen bei Material, Energie, Roh- und Kraftstoffen zu verkraften hatten. Durchschnittlich vier von zehn Betrieben im Land Brandenburg haben diese Preissteigerungen an ihre Kunden weitergegeben. Rund 46 Prozent der Betriebe hielten sich mit Teuerungen zurück. Auch für die kommenden Monate sieht das brandenburgische Handwerk keine Eintrübung seiner Geschäftslage. Durchschnittlich 96 Prozent aller Handwerksbetriebe im Land geht davon aus, dass die Geschäfte weiterhin so gut laufen wie bisher oder in Teilen sogar noch einmal verbessert werden können. Allerdings befürchten auch rund zwei Drittel der Betriebe steigende Rohstoff- und Einkaufspreise, die sich auf die Entwicklung der Absatzpreise niederschlagen könnten.
Bei aller Sonne am Himmel sehen die drei Handwerkskammern auch Wolken am Horizont und mahnen mittelstandsfreundliche Rahmenbedingungen an, soll die positive Entwicklung nicht gefährdet werden. Die rund 39.000 Handwerksbetriebe erwirtschaften mit zirka 160.000 Erwerbstätigen jährlich einen Umsatz von mehr als 14 Milliarden Euro und sind eine der wichtigsten wirtschaftlichen Säulen der märkischen Wirtschaft. Gerade in den ländlichen Regionen sind sie zudem meist die einzigen und wichtigsten Arbeitgeber. Mit Blick auf den Erhalt von Arbeits- und Ausbildungsstätten sowie der Stärkung der Arbeits- und Fachkräftesituation und Wirtschaftskraft im Land stellte der Handwerkskammertag im Rahmen der aktuellen Konjunkturbefragung seine Wahlforderungen zur brandenburgischen Landtagswahl 2019 vor.
Robert Wüst, Präsident der Handwerkskammer Potsdam
Zur Umsetzung auch im Handwerk notwendiger Digitalisierungsprozesse ist eine moderne und leistungsfähige Breitbandinfrastruktur – auch für den ländlichen Raum – zu schaffen. Handwerksbetriebe und ihre Mitarbeiter gilt es, bei der Digitalisierung zu unterstützen. Zur Fachkräftesicherung fordern wir einen stärkeren Fokus auf die berufliche Bildung. Alle Schulformen brauchen verpflichtend frühzeitige Berufsorientierung, einschließlich der Vermittlung von fachlichen Kenntnissen im allgemeinbildenden Schulunterricht. Zur Unterstützung der Auszubildenden in den ländlichen Räumen fordern wir einen Mobilitätszuschuss. Die Kurse der überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) zur Qualitätssicherung der Ausbildung im Handwerk müssen erhalten und deren Förderung fortgesetzt werden. Bestehende Berufsschulstandorte und deren qualitative Weiterentwicklung sind zu sichern. Für die berufliche Weiterbildung müssen weitere Anreize und Unterstützungsinstrumente entwickelt werden.
Peter Dreißig, Präsident der Handwerkskammer Cottbus
Der Anteil der Energiekosten in der Bilanz des Handwerks hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Die Belastungsgrenze ist längst erreicht, Strom kostet so viel wie nie zuvor. Neben Privathaushalten werden gerade energieintensive Handwerksbetriebe über Gebühr benachteiligt. Deshalb muss die Energiestrategie des Landes weiterentwickelt werden. Die Regierung ist gefordert, sich beim Bund für signifikante Verbesserungen einzusetzen. Im Zentrum stehen Versorgungssicherheit, Bezahlbarkeit und Klimaschutz. Besondere Unterstützung brauchen künftig die Unternehmen im Braunkohlerevier Lausitz. Die ersten Sofortmaßnahmen mit rund 80 Millionen Euro sind ein guter Anfang. Wir bleiben dennoch bei unseren Forderungen nach einer Sonderwirtschaftszone und einem Planungs- und Beschleunigungsgesetz. Es geht im Kern darum, Arbeitsplätze zu sichern und neue zu schaffen. Nur so wird der Strukturwandel gelingen.
Wolf-Harald Krüger, Präsident der Handwerkskammer Frankfurt/O
Das Handwerk fordert von der Landesregierung die finanzielle Ausstattung der Meistergründungsprämie und des Meisterbonus weiterzuentwickeln. Der meisterliche Berufsnachwuchs sichert auch den Fortbestand von Handwerksfirmen. Tausende Betriebe stehen vor der Unternehmensübergabe, ohne einen Nachfolger bzw. Übernehmer in Sicht zu haben. Es stehen damit nicht nur Arbeitsplätze, sondern auch der Erhalt der Wirtschaftskraft, vor allem im ländlichen Raum, auf dem Spiel. Wir fordern zudem einen echten Beitrag zur Bürokratieentlastung und -vereinfachung. Wir fordern die Einführung der kleinen Bauvorlageberechtigung für Handwerksmeisterinnen und Handwerksmeister des Maurer- und Betonbauerhandwerks sowie des Zimmererhandwerks. So können Bauherren einfacher, preiswerter und schneller planen, finanzieren, bauen und mit ihren Vorhaben fertig werden. Angesichts der enormen Nachfrage nach Eigenheimen und auf dem Wohnungsmarkt trägt eine um die kleine Bauvorlageberechtigung für Handwerksmeister geänderte Bauordnung wesentlich zu einer bürgerfreundlichen und angemessenen Bedarfsbefriedigung bei.