Geschäftslage weiter auf hohem Niveau
Rekordhitze, Rekordsommer, Rekordtemperaturen – das waren die Schlagworte der letzten Monate. Rekordverdächtig zeigen sich auch noch immer die Geschäfte im Handwerk, wenngleich das Wachstum kaum noch weiter nach oben gehen kann. Das Handwerk in Westbrandenburg schließt an die Erfolgszahlen der letzten Jahre an. Das Fazit der Befragung der Mitgliedsbetriebe der Handwerkskammer Potsdam zur konjunkturellen Lage fällt erneut positiv aus: Obwohl das volkswirtschaftliche Wachstum etwas gebremster verläuft, bezeichnen 96,6 Prozent der Unternehmen in Westbrandenburg ihre Geschäftslage als gut oder zumindest befriedigend. Damit wird der Vorjahreswert noch einmal um rund einen Prozentpunkt übertroffen und ist der höchste seit Beginn der Befragungen!
Treiber der konjunkturellen Entwicklung bleiben die handwerklichen Bau- und Ausbauberufe. Die Auftragsbücher sind in allen Gewerken gut gefüllt. Über alle Branchen hinweg liegt die durchschnittliche Auslastung bei 91 Prozent. 53 Prozent aller befragten Betriebe sprechen von einer Vollauslastung, dies sind 5 Prozent weniger als vor Jahresfrist. Der durchschnittliche Auftragsvorlauf beträgt weiterhin 11 Wochen. Die besten Einschätzungen zu ihrer Geschäftslage gaben neben dem Bauhauptgewerbe die Handwerke für den gewerblichen Bedarf ab. Diese berichteten übereinstimmend von einer guten oder zumindest befriedigenden Geschäftslage.
Die Bauwirtschaft setzt den Erfolgskurs fort. 97,6 Prozent der Betriebe im Bauhauptgewerbe und 96,7 Prozent im Ausbaugewerbe gaben an, dass die Geschäftslage abermals gut oder befriedigend ist. Das bestätigt die Vorjahreseinschätzung. Deutlich verhaltener zeigte sich das Kfz-Handwerk. Während im Vorjahr noch 70 Prozent aller befragten Betriebe ihre Geschäftslage als gut beurteilten, sind es nunmehr nur noch 57 Prozent. War im letzten Herbst noch kein Betrieb von der Geschäftslage enttäuscht, melden diesmal 14 Prozent der Betriebe sogar eine schlechte Geschäftslage. Die Verunsicherung der Verbraucher spiegelt sich hier wider.
Solide Auftragslage
Das Handwerk kann nach wie vor nicht über einen Mangel an Aufträgen klagen. Trotz leichten Rückgangs bewegt sich die Auftragslage auf hohem Niveau. Allerdings berichteten per Saldo nur noch 10 Prozent von einer gestiegenen Nachfrage. Im Vorjahr waren es noch 27 Prozent. Spitzenreiter bleibt wiederum das Bauhauptgewerbe – 13 Wochen Vorlauf muss ein Kunde kalkulieren, will er seine Pläne umsetzen. Damit wächst das Auftragspolster noch einmal etwas an.
Schwierige Preisentwicklung
Auch wenn die Preisanstiege bei den Einkaufspreisen nicht mehr ganz so groß ausfielen wie noch in den Vorjahren, bleibt das Thema Preiskalkulation im Handwerk schwierig. Obwohl es die gute Nachfrage nach Handwerksleistungen durchaus erlauben würde, die gestiegenen Einkaufspreise an die Auftraggeber weiterzugeben, gaben nur 32 Prozent der Befragten an, dies auch realisiert zu haben. 66 Prozent haben über alle Gewerke hinweg betrachtet, ihre Preise hingegen nicht erhöht. Die größte Diskrepanz zwischen Einkaufs- und Verkaufspreisen gab es abermals in den Nahrungsmittelhandwerken. 82 Prozent dieser Betriebe berichteten von gestiegenen Einkaufspreisen. Allerdings konnte nur jeder dritte Betrieb diese Kosten weitergeben. Die personenbezogenen Dienstleistungen hingegen setzten dies Eins-zu-eins um.
Umsätze nahezu gleichbleibend
Im Herbst 2018 berichteten 90 Prozent von gestiegenen oder gleichbleibenden Umsätzen. In der diesjährigen Herbstumfrage sind es 87 Prozent. In der Bauwirtschaft bleibt der Wohnungsbau die größte Umsatz-Säule und ist damit das Fundament der Branche.
Bei Investitionen nach wie vor Zurückhaltung
Die Investitionstätigkeit bleibt auf niedrigem stabilem Niveau. 18 Prozent der Betriebe haben im dritten Quartal mehr investiert (Vorjahr 22 Prozent). Jeder fünfte Betrieb meldete gesunkene Investitionen. Im Kfz-Handwerk ist die Investitionsneigung am höchsten. Fast die Hälfte aller Betriebe nahm mehr Geld in die Hand (43 Prozent), um Anpassungen bei neuen Mess- und Werkstatteinrichtungen vorzunehmen oder Händlervorgaben zu erfüllen.
Fachkräftebedarf wird deutlicher
Dass das Personal zum wichtigsten Kapital der Unternehmen gehört, ist längst wirtschaftsübergreifend in den Köpfen der Unternehmer angekommen. Auch das westbrandenburgische Handwerk pflegt seine Mitarbeiter und setzt alles daran, den bestehenden Stamm zu erhalten und nicht nur neue Mitarbeiter zu finden.
70 Prozent der Betriebe gaben an, ihre Mitarbeiterzahl konstant gehalten zu haben. Per Saldo sinkt die Zahl an Betrieben, die ihr Personal erweitern konnten. Betrug dieser Wert im Vorjahr noch 7 Prozent, weist er in der aktuellen Befragung nur noch 4 Prozent aus.
Vorsichtigen Optimismus lassen nach Einschätzung der Handwerkskammer Potsdam die neu registrierten Lehrverträge zu: Zum 30. September 2019 waren 1.246 neue Ausbildungsverträge über alle Gewerke hinweg registriert, ein Plus von 2,6 Prozent im Vorjahresvergleich.
Aussichten und Erwartungen
Auch wenn Wirtschaftsexperten eine Eintrübung der gesamtwirtschaftlichen Lage in Deutschland voraussagen, bleibt das westbrandenburgische Handwerk optimistisch. 94 Prozent der Unternehmen erwarten auch bis zum Jahresende eine gute oder zumindest zufriedenstellende Entwicklung. Am optimistischsten blicken das Kraftfahrzeuggewerbe und die Gesundheitshandwerke auf die kommenden Monate.
91 Prozent der befragten Unternehmen erwarten für die nächsten Monate zumindest gleichbleibende Umsätze. Beim Personal stehen die Zeichen klar auf Erhalt der Belegschaft. Bei der Preisentwicklung rechnen die Betriebe im branchenübergreifenden Durchschnitt damit, dass weitere Preissteigerungen bei den Einkaufspreisen zu erwarten sind, die allerdings wiederum nur bedingt an die Kunden weitergegeben werden können.