Ernährungswirtschaft hat schwer zu kämpfen in Brandenburg

Nach einem schwachen ersten Halbjahr zeigt sich die Ernährungswirtschaft in Brandenburg auch für das gesamte Jahr 2023 skeptisch, wenn nicht sogar pessimistisch. Dieses negative Stimmungsbild vermittelt die pro agro-Trendumfrage, die vor kurzem veröffentlicht worden ist. Angesichts der weiter bestehenden Absatzkrise sieht sich die Branche mit wachsenden Problemen und Herausforderungen konfrontiert. Inzwischen sucht ein maßgeblicher Anteil von Erzeugern und Verarbeitern nach neuen Absatzwegen und -potentialen. Ferner zeichnet sich ab, dass der Abbau von Personal gedanklich kein Tabu mehr ist, selbst wenn Betriebsschließungen in diesem bedrohlichen Szenario noch nicht im Raum stehen. Lesen Sie nachfolgend die Kernergebnisse der Online-Befragung.
Die harten Basisfakten, mit denen die Lebensmittelhersteller in Brandenburg seit Beginn der Ukrainekrise leben müssen, sehen folgendermaßen aus: Im Rückblick auf die Geschäftsentwicklung im ersten Halbjahr 2023 erwartet eine übergroße Mehrheit der befragten Unternehmen, dass das gesamte Jahr miserabel ausfallen wird. 62 Prozent rechnen mit einer Verschlechterung der Entwicklung, 19 Prozent sogar mit einer „deutlichen Verschlechterung“. Nur 12 Prozent meinen, dass sich die Geschäftsaussichten verbessern werden.

Ein direkter Zusammenhang besteht dabei sicherlich mit den beschränkten Möglichkeiten, gegenüber dem Handel oder Verbraucher Preissteigerungen durchzusetzen. Der überwiegende Teil der Unternehmen (77 Prozent) konnte nur weniger als 30 Prozent der erhöhten Erzeugerpreise kompensieren. Eine vollständige Weitergabe der krisenbedingten Belastungen ist lediglich 4 Prozent der Befragten gelungen.

Konkret rechnen 27 Prozent der befragten Unternehmen damit, dass ihre Umsätze über’s Jahr gesehen sinken, ein Drittel geht von bestenfalls stagnierenden Erlösen aus – wenn auch mit der Einschränkung „auf niedrigem Vorjahres-Niveau“. Rund 40 Prozent sehen das Ende der Talsohle erreicht und glauben, dass sich das Geschäft „langsam mit positiver Tendenz stabilisiert“. Nur eine Handvoll Unternehmen (3 Prozent) erwartet deutlich steigende Umsätze.

Wenn auch diese Zahlen in der Gesamtbetrachtung alles andere als berauschend sind, weist Kai Rückewold dennoch auf ein positives Phänomen hin: „Trotz der andauernden Krisen durch Ukrainekrieg, Inflation und Energieteuerung für die regionalen Lebensmittelhersteller stecken die meisten Unternehmen den Kopf nicht in den brandenburgischen Sand, sondern suchen aktiv in ihren Netzwerken und in Kooperation mit unserem Verband nach neuen Absatzkanälen und neuen strategischen Partnerschaften,“ sagt er.

In der Tat stehen auf die Frage, welche strategischen Anpassungen in der Krise vorgenommen werden, die Suche nach neuen Absatzchancen (59 Prozent) und Kooperationspartnern (32 Prozent) oben auf dem Aktionsplan. Im Produktionsbereich wiederum wird teilweise mit der Anpassung der Sortimente (z.B. Fokussierung auf Bestseller) an die betriebswirtschaftlichen Anforderungen reagiert. Ohne Einschnitte bzw. strukturelle Veränderungen im Personalbereich wird es nach Auffassung von 18 Prozent der befragten Unternehmen allerdings nicht mehr gehen.

Informationen zur Umfrage
Von den rund 650 Branchenunternehmen in Brandenburg haben sich 98 an der Online-Befragung beteiligt. Davon sind mehr als die Hälft als GmbH, GbR, OHG oder KG organisiert; der andere Teil besteht aus kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) sowie Einzelunternehmen. Das Trendbarometer 2023 hat keinen Anspruch auf wissenschaftliche Repräsentativität. Über 60 Prozent der Umfrageergebnisse stammen direkt von pro agro-Mitgliedern.

Quelle proAgro
https://www.proagro.de/presse/meldungen/?news-meldung=8694

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