Landesapothekerkammer fordert schnelles Umdenken
Der bereits jetzt bestehende und sich weiter aufbauende Fachkräftemangel in den öffentlichen Apotheken wird die Arzneimittelversorgung der Bevölkerung massiv gefährden – in Deutschland, insbesondere aber in Brandenburg. Darauf wiesen die Delegierten der neu gewählten Kammerversammlung der Landesapothekerkammer Brandenburg in der konstituierenden Sitzung des Gremiums hin. In einer Entschließung appellierten sie an die Landesregierung, die Einrichtung eines Pharmaziestudiengangs zur Ausbildung von Apothekern in Brandenburg endlich konsequent umzusetzen und ein Förderprogramm aufzulegen.
Die Kammerversammlung verwies auf die veröffentlichte Arbeitsmarkt- und Bedarfsanalyse der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände. Danach fehlen in Apotheken trotz steigender Zahl der Berufsanfänger bis 2029 bundesweit rund 10.000 Apothekerinnen und Apotheker. Die Gründe hierfür seien vielschichtig. Zum einen ziehe es viele Nachwuchsapotheker in Forschung und Industrie, zum anderen arbeiteten immer mehr approbierte Pharmazeuten in Teilzeit. Zudem steige das Durchschnittsalter der berufstätigen Apotheker seit Jahren an. Die sich dadurch daraus ergebende Personallücken können nur geschlossen werden, wenn deutlich mehr junge Menschen Pharmazie studierten. Obwohl der Landesregierung diese Fakten vom Grundsatz her durch eine Studie der Wirtschaftsförderung Brandenburg seit fünf Jahren bekannt seien, sei bislang nichts geschehen, um das Problem zu lösen. Im relativ dünn besiedelten Flächenland Brandenburg zeigten sich die Auswirkungen besonders deutlich. Bis 2028 erreichen hier die Inhaber von insgesamt 222 brandenburgischen Apotheken das Rentenalter. Sollten sie keinen Nachfolger finden, müssten bis zu 39 Prozent der Apotheken im Land für immer schließen. Hinzu kommt, dass Pharmaziestudienplätze ein knappes Gut sind. Von 186 brandenburgischen Abiturienten, die sich dafür im letzten Wintersemester beworben haben, erhielten aus Kapazitätsgründen nur 54 einen der begehrten Plätze. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass 71% der potenziellen Apotheker für eine zukünftige Arzneimittelversorgung nicht zur Verfügung stünden. Das Problem könnte also auf einen Schlag behoben werden, wenn der Staat allen Interessenten einen Studienplatz bereitstellen würde. In Brandenburg gibt es allerdings – noch – keine einzige Universität, die Apotheker ausbildet. Dies müsse das Land auch im Rahmen seiner Verpflichtung zur Daseins- und Gesundheitsvorsorge schnellstmöglich ändern. Die Kammerversammlung appellierte vor diesem Hintergrund an die Landesregierung, ihre Pläne zur Einrichtung eines solchen Studienganges sofort wieder aufzugreifen. Wie die vergleichbare Initiative zur Medizinerausbildung deutlich zeige, seien die Mittel hierfür im Rahmen der Fördergelder für den Kohleausstieg vorhanden. |