Interview mit Florian Müller, Leiter der Betriebstechnik

Die aktuelle Energiekrise ist für Krankenhäuser eine Herausforderung, auch für das Helios Klinikum Bad Saarow, welches sich schon seit Jahren mit verschiedenen Energiethemen aktiv auseinandersetzt. Wie Energiekosten reduziert werden können, ohne dass dies zu Lasten der Patientinnen und Patienten geht, welche Maßnahmen bisher ergriffen wurden und welche noch zum Tragen kommen, erläutert der Technische Leiter Florian Müller in einem Interview. Als Leiter der Betriebstechnik trägt Florian Müller im Bad Saarower Klinikum unter anderem die Verantwortung für die Energieversorgung im Krankenhaus. Ob Strom, Gas oder Wasser – alles wird in großen Mengen für den Krankenhausbetrieb benötigt. Rund um die Uhr sind Klima- und Lüftungsgeräte in Betrieb, das OP-Zentrum und medizinische Großgeräte wie CT oder MRT sowie Hunderte von PCs und Servern sind im Einsatz, und auch die vielen Patienten- und Behandlungsräume müssen gut beheizt sein. Nun hat sich das Helios Unternehmen für 2023 zum Ziel gesetzt, 20 Prozent des bisherigen Energieverbrauchs einzusparen. Die Grundlage ist der jeweilige hausbezogene Energiebedarf des Jahres 2021.

Herr Müller, kann ein Krankenhaus überhaupt Energie einsparen, ohne dass die Patientenversorgung gefährdet wird?
Ja, das geht, obwohl die Energiekrise gerade auch Krankenhäuser besonders hart trifft, denn sie sind Gebäude mit hoher Energiedichte und entsprechendem Bedarf. Da uns jedoch das Thema der Energieeinsparung schon seit einiger Zeit beschäftigt, haben wir schon diverse Energiesparmaßnahmen auf den Weg gebracht und können auch erste Erfolge verzeichnen.

Welche Energiesparmaßnahmen konnten Sie schon umsetzen und welche Erfolge erzielen?
Es gibt viele Maßnahmen verschiedenster Größenordnungen, die ich hier nennen könnte. Ich möchte mich an dieser Stelle auf die wichtigsten beschränken. So freuen wir uns ganz besonders darüber, dass wir durch die Erneuerung von Wasser- und Abwasserleitungen sowie den Einsatz effizienterer Mischbatterien den Wasserverbrauch in den letzten zwei Jahren um 20 Prozent reduzieren konnten.

Auch durch den stetigen Austausch der alten Leuchtmittel und die Anpassung der Betriebszeiten energieintensiver Lüftungs- und Kühlungsanlagen konnten wir den Strombedarf von 2019 zu 2022 um ca. 670.000 kWh reduzieren. Daran ist unser Blockheizkraftwerk, das wir 2019 errichtet haben und mit dem wir selbst Strom erzeugen können, natürlich enorm beteiligt. Der größte Vorteil der Anlage ist die Funktionsweise der Kraft-Wärme-Kopplung. Sie produziert nicht nur nutzbaren Strom, sondern auch Wärme, die wir für die Klinikversorgung nutzen. So wird der Brennstoffnutzungsgrad verbessert.

Außerdem möchte ich erwähnen, dass unsere Helios-eigenen Fahrzeuge zumeist Hybrid- und Elektroautos sind. Wir bauen somit unsere Ladestrukturen am Standort immer weiter aus.
Darüber hinaus haben wir die Außentüren des Klinikums in den vergangenen Jahren auf eine automatische Türschließung umgestellt, um ständig offene Türen zu verhindern, durch die Warmluft entweichen kann.

Und welche Energiesparmaßnahmen setzen Sie gerade um?
Aktuell setzen wir gerade folgende Energiesparmaßnahmen um: Wir wollen den Stromverbrauch durch diverse Maßnahmen reduzieren, bspw. durch eine weitere reduzierte Leistung unserer Lüftungsanlagen in den Zeiten außerhalb des Hauptbetriebes und die Sensibilisierung unserer Beschäftigten hinsichtlich der Einsparpotenziale jedes Einzelnen.

Außerdem gehen wir auf eine bedarfsgerechte Steuerung der Beleuchtung über – das heißt: In verschiedenen Bereichen haben wir Bewegungsmelder eingebaut, oder die Beleuchtung schaltet sich bei Tageslicht aus, wie bspw. im Mittelgang.
Ebenfalls in den großen Fluren haben wir die Thermostate fest eingestellt und Einschränkungen in der Fensteröffnung vorgenommen.

Auch die Außenbeleuchtungen haben wir uns angeschaut. Die Beleuchtung ist auf die Nutzung und Sicherheit abgestimmt, sodass unnötiges Licht, wie zum Beispiel die Außenbeleuchtung der Cafeteria, abgeschaltet wurde.

Darüber hinaus haben wir die Raumtemperaturen in den Bereichen, die außerhalb der Patientenversorgung liegen, reduziert. Die Temperaturen in den Verwaltungsbüros werden in den Nächten und an den Wochenenden weiter gesenkt.

Nennen möchte ich auch, dass im Rahmen des bei Helios bestehenden Energiemanagementsystems nach ISO DIN 50001, welches in allen der Helios Kliniken zertifiziert eingeführt ist, Energieteams aufgestellt wurden, in deren Verantwortung die Sicherstellung von verbindlichen Energieberichten und die Erarbeitung und Umsetzung von Vorschlägen zur nachhaltigen energetischen Optimierung der Kliniken organisiert ist.

Welche Tipps haben Sie zum Thema Energie sparen?
Als erstes fällt mir da das Stoßlüften ein. Das heißt, ein paar Minuten das Fenster weit öffnen, um frische Luft reinzulassen. Wichtig ist dabei, dass während dieser kurzen Lüftung auch die Heizung heruntergedreht wird. Das Ankippen der Fenster bei aufgedrehter Heizung ist nämlich eine echte Energieverschwendung. Außerdem sollte die Heizung nach der Stoßlüftung maximal auf Stufe 3 eingestellt werden. Und natürlich das Licht nicht unnötig brennen lassen. Wenn wir uns alle wieder an diese Regeln halten, können wir schon sehr viel erreichen.

Bildunterschrift: Florian Müller, Leiter der Betriebstechnik, im Heizhaus des Klinikums. Neben ihm das Blockheizkraftwerk.

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