Erinnern und Gedenken / (Un)vergessene Nachbarn
Am Abend des 9. November 1938 brannte die Jüdische Synagoge in der Frankfurter Straße. Auch der Jüdische Friedhof wurde geschändet, und die erst wenige Jahre zuvor errichtete Trauerhalle zerstört. Jüdische Bürger wie der Herrenausstatter Siegfried Katzki wurden willkürlich auf dem Marktplatz verhaftet. Ihre Wohnungen und Geschäfte rund um den Marktplatz wurden überfallen und das Mobiliar zertrümmert. So schilderte es 20 Jahre später Ilse Heymann in einem Brief. Sie war die Tochter von David und Betty Heymann, die am Marktplatz ein Geschäft für Trikotagen besaßen.
An diese Familie, und an weitere jüdische Fürstenwaldern, wird am 9. November mit einer Andacht um 18 Uhr im St. Marien Dom erinnert. Die Andacht gestalten Pfarerr Kevin Jessa und Gabi Moser zusammen mit der Katholischen Schule Bernhardinum. Jugendliche werden mit drei szenischen Anspielen über die Folgen der Novemberpogrome 1938 für jüdische Fürstenwalder Familien nachdenken. Begleitet wird die Andacht vom 11-köpfigen Gitarrenensemble der Musikschule Fürstenwalde/Spree unter Leitung von Susanne Scharf.
Im Anschluss erinnern Projektionen auf dem Domturm an den 1945 zerstörten St. Marien Dom. Auf dem Marktplatz werden im weiteren Verlauf die (un)vergessenen Nachbarn im Mittelpunkt stehen. Auf vier Fassaden werden Fotos projiziert. Damit rufen wir Jüdinnen und Juden nicht nur als Opfer des Nationalsozialismus in Erinnerung, sondern vor allem als Mitbürger, die das Bild und den Alltag von Fürstenwalde lange Zeit geprägt haben. Die Projektionen werden durch Lesungen von Gedichten, Briefauszügen, kurzen Texten oder Zitaten begleitet. Vorbereitet werden die Lesungen durch Lehrer und Jugendliche des Geschwister Scholl Gymnasiums, des Bernhardinums und der Rahn-Schule. Gegen die Novemberkälte helfen Feuerschalen, Heißgetränke und warme Suppe.