Der 8. März bleibt immer in der Erinnerung
Dass dieses Gedenken an die Bombardierung Erkners am 8. März 1944 etwas anders, vielleicht intensiver und emotionaler als sonst „üblich“ verlaufen wird – dies war allen Beteiligten im Vorfeld klar. Jeder Redner, ob auf dem Friedhof oder an der Erinnerungsstätte, nahm Bezug auf die aktuellen Geschehnisse in der Ukraine.
Am 8. März vor 78 Jahren wurde Erkner sinnlos zerstört. In mehreren Wellen flogen amerikanische Bomber über die die heutige Kleinstadt. Heidi Otto, Mitglied in der Geschichtsgruppe des Heimatvereins, verlas am Gräberfeld einen Zeitzeugenbericht von Ursula Dorendorf. Sie war damals, im Jahre 1944, 16 Jahre jung. Es war eigentlich ein wunderschöner Tag, sonnig, aber recht kühl. Damals in ihrem Haus in der Waldstraße. Und dann brummte und dröhnte es, es pfiff und zischte. Ursula Dorendorf sah am Himmel die amerikanischen Bomber in Formationen und sie sah, wie sich metallene Teile lösten. Sie schilderte sehr detailliert, wie sie die Angriffswellen über sich in einem Splittergraben miterlebte. Acht Meter von ihr entfernt war nach der Detonation ein Bombentrichter das Ergebnis.
Von einst 1333 Häusern in Erkner waren 1007 Gebäude zerstört. Unvorstellbar heute, denn Erkner ist wieder aufgebaut. Unvorstellbar auch, weil vor kurzer Zeit das Leben für die Menschen in der Ukraine genauso normal verlief, wie das unsere heute. Oder doch nicht ganz…? Dass auch unser Leben nicht so unbelastet weiterläuft, dies machten vor allem die beiden Pfarrer Hansjörg Blattner und Carsten Schwarz deutlich. Kiew liegt von Erkner ca. 1300 Kilometer entfernt. Es herrscht auf einmal wieder Krieg in Europa. Erschreckend nah. „Unsere Gedanken sind heute anders als noch vor zwei Wochen. Ängste gibt es auch bei uns, aber eben auch eine enorm große Hilfsbereitschaft“, so Carsten Schwarz. An der Erinnerungsstätte am Hohenbinder Weg / Ecke Neu Zittauer Straße verlas Lothar Eysser, der Vorsitzende der Stadtverordnetenversammlung, das Gedicht „Tod von Erkner“. Die beiden Pfarrer Blattner und Schwarz verlasen aus aktuellem Anlass das Ökumenische Friedensgebt dieses Jahres, welches aus Kenia stammt, und fügten diesem Gebet aktuelle Gedanken zur Ukraine bei.
Jörg Schulze, Pädagoge am Carl-Bechstein-Gymnasium, der in Begleitung der Klasse 9d gekommen war, verlas Matthias Claudius 1772 geschaffenes „Kriegslied“. Mit einer Schweigeminute endete das Gedenken aus Anlass der Bombardierung Erkners am 8. März 1944.