Eine junge Frau kämpft gegen POTS

Jessica Rank (29) war schon immer aktiv und voller Energie. Als Mutter zweier Kinder und Personaltrainerin war sie es gewohnt, ständig in Bewegung zu sein. Doch vor zwei Jahren bemerkte sie eine drastische gesundheitliche Veränderung. Es begann mit extremer Müdigkeit und Schwäche sowie mit gelegentlichem Schwindel und Herzrasen beim plötzlichen Aufstehen. Die Symptome verschlimmerten sich. Im Januar 2023 konnte sie sich kaum noch aufrecht halten. Ihr Herz schien aus dem Takt geraten zu sein, ihre Beine waren schwer wie Blei, und sie litt unter unspezifischen Schmerzen. Die Veränderungen im Leben der jungen Frau waren alarmierend. Schon seit zwei Jahren konnte Jessica Rank nicht mehr arbeiten, da sie nicht mehr in der Lage war, die Anstrengung einer Trainingseinheit zu bewältigen. Sogar alltägliche Aktivitäten, wie das Kochen einer Mahlzeit für ihre kleine Familie, wurden zu einer Herausforderung. Besorgt wandte sie sich an ihren Hausarzt, der eine umfassende Untersuchung durchführte. Die Ergebnisse zeigten keine offensichtlichen Anomalien.

„Irgendetwas war in mir, was nicht mehr funktionierte“, Jessica Rank

Die Beschwerden beeinträchtigten Jessica Ranks Alltag zunehmend. Sie fühlte sich unverstanden und nicht ernstgenommen, da ihre belastenden Symptome medizinisch nicht erklärbar waren. Wegen angenommener Panikstörungen und einer Überforderung wurde sie psychotherapeutisch behandelt – ohne Erfolg. Dazu kamen extreme existenzielle Sorgen der einst erfolgreichen selbstständigen Frau. Aufgrund der anhaltenden Symptome überwies der Hausarzt die junge Mutter in die Klinik für Neurologie und Schmerztherapie des Helios Klinikums Bad Saarow.

Diagnose POTS
„Wegen ihrer starken Beschwerden in aufrechter Körperposition haben wir bei Frau Rank in unserem neurovegetativen Labor eine standardisierte Kipptischuntersuchung durchgeführt und ein posturales Tachykardiesyndrom, abgekürzt POTS, diagnostiziert“, erläutert Torsten Klein, Oberarzt der Klinik für Neurologie und Schmerztherapie. „Bei der Kipptischuntersuchung wird nach standardisierten Vorbereitungen nichtinvasiv und kontinuierlich der Blutdruck und der Puls im Liegen und Stehen gemessen“, erklärt der Oberarzt.

POTS ist eine erhebliche Störung des autonomen Nervensystems, die die Fähigkeit des Körpers beeinträchtigt, den Blutdruck und die Herzfrequenz angemessen zu regulieren. Dies führt zu den von Frau Ranks erlebten Symptomen, insbesondere dem starken Anstieg der Herzfrequenz beim Aufstehen.

„POTS trifft häufig jüngere und schlanke Menschen, insbesondere Frauen, und führt oft zu einer erheblichen Funktionseinschränkung im Alltag. Viele Fälle treten auch nach Infektionen, z.B. nach Covid auf, wonach es zu einer vorübergehenden oder anhaltenden Dysregulation des autonomen Nervensystems kommt. Müdigkeitserscheinungen, reduzierte Leistungsfähigkeit und der Rückgang sozialer Aktivitäten sind nur einige Beschwerden. Häufig werden diese auf andere Erkrankungen, insbesondere aus dem psychiatrischen/psychosomatischen Formenkreisen, zurückgeführt, wodurch es zu einer meist zu späten Diagnosestellung kommt“, erklärt Oberarzt Klein.

Behandlung und Rehabilitation
Die Behandlung von Jessica Rank erfolgte in den Kliniken für Neurologie und Kardiologie des Bad Saarower Klinikums. Sie umfasste eine Kombination aus Kompressionstherapie, körperlicher Rehabilitation, Ausdauertraining, Ernährungsanpassung und aus der Optimierung des Flüssigkeits- und Salzhaushaltes.

Die Rehabilitation beinhaltete spezielle Übungen zur Steigerung des Blutvolumens und zur Stärkung ihrer Muskulatur. Es war eine Herausforderung für Jessica Rank, ihre Lebensweise anzupassen und sich auf langsame Fortschritte einzustellen. Doch mit Unterstützung ihrer Familie und Freunde sowie der engen Zusammenarbeit mit ihrem medizinischen Team begann sie allmählich, eine Besserung zu erleben. Sie musste lernen, ihre Aktivitäten zu dosieren und sich, wenn nötig, Pausen zu gönnen.

Nach einigen Monaten intensiver klinischer Behandlung und einer Reha geht es Frau Rank nun wieder besser. Sie kann leichte Aktivitäten aufnehmen, wenn auch in einem angepassten Tempo.

Jessica Ranks Geschichte zeigt, dass POTS eine herausfordernde Erkrankung ist. Wird die richtige Diagnose gestellt, die entsprechende Behandlungsstrategie verfolgt und kann der/die Betroffene auf ein starkes Unterstützungssystem bauen, ist es möglich, mit dieser Störung eine bessere Lebensqualität zu erreichen und wieder aktiv am Leben teilzunehmen.

Hauptmerkmale der POTS

Tachykardie: Dies bezieht sich auf eine unangemessen hohe Herzfrequenz. Bei Menschen mit POTS steigt die Herzfrequenz deutlich an, wenn sie von einer liegenden oder sitzenden Position in eine aufrechte Position wechseln, wie beispielsweise beim Stehen. Die Herzfrequenz kann um mehr als 30 Schläge pro Minute ansteigen.

Orthostatische Intoleranz: Menschen mit POTS haben Schwierigkeiten, aufrecht zu stehen, da ihr Körper nicht in der Lage ist, den Blutdruck ausreichend zu regulieren. Dies kann zu Symptomen wie Schwindel, Benommenheit, Übelkeit, Müdigkeit, Kopfschmerzen und sogar Ohnmacht führen.
Die genaue Ursache von POTS ist nicht immer klar, aber es wird angenommen, dass es sich um eine Fehlfunktion des autonomen Nervensystems handelt. Einige Menschen entwickeln POTS nach einer Virusinfektion, einer Schwangerschaft oder einer schweren Verletzung, während es bei anderen eine genetische Veranlagung geben kann. Die Behandlung von POTS zielt darauf ab, die Symptome zu lindern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern. Dies kann eine Kombination aus medikamentöser Therapie, Ernährungsumstellung, körperlicher Therapie und speziellen Übungen zur Steigerung des Blutvolumens umfassen. Einige Menschen mit POTS erfahren auch eine Verbesserung ihrer Symptome im Laufe der Zeit. Es ist wichtig zu beachten, dass POTS eine komplexe Erkrankung ist, die bei verschiedenen Menschen unterschiedlich verläuft.

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