Deutsche Stiftung Denkmalschutz setzt sich für den Erhalt des Denkmals ein
Einen Stopp der Abrissvorbereitungen und eine Revision des Abrissbeschlusses zum denkmalgeschützten Generalshotels auf dem Gelände des Flughafens Schönefeld fordert die Deutsche Stiftung Denkmalschutz. In einem Schreiben an die zuständige Bundesanstalt für Immobilienaufgaben bezeichnet die private Stiftung den Abrissbeschluss von 2011 für das 1949 fertig gestellte Empfangs- und Gästehaus als „historische Fehlentscheidung“. Inzwischen wurde die Neubauplanung des Geländes für ein Regierungsterminal aufgegeben. Dass trotzdem an den Abrissplänen des seit 1996 geschützten Denkmals festgehalten wird, sei nicht nachvollziehbar, empören sich Dr. Steffen Skudelny als Vorstand und Prof. Dr. Gerd Weiß als Vorsitzender der Wissenschaftlichen Kommission der Stiftung. „Ein vorbildlicher Umgang des Bundes mit unserer Baukultur wäre nicht zuletzt von hoher Bedeutung für das Rechtsempfinden der Bürger“, formulieren die Stiftungsrepräsentanten. Sie sehen durch die Aufgabe der Neubebauung eine Chance für ein grundlegendes Überdenken der Pläne. Für das außergewöhnliche Zeitdokument und bedeutende Zeugnis der deutschen Geschichte mit einem hohem bauhistorische Wert sollten vielmehr neue Konzepte für eine Erhaltung und zukünftige Nutzung erarbeitet werden. Dies Forderungen unterstützen auch weitere Initiativen vor Ort. Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz appelliert daher an alle beteiligten Institutionen und ihre Leitungen, sich für eine Revision der Entscheidung für den Abriss des Generalshotels, wenigstens aber für ein Moratorium einzusetzen.
Zum Denkmal:
Bereits 1947 wurde mit der Planung des repräsentativen Bauwerks als luxuriös ausgestattetes Empfangs- und sog. Spezialgästehaus der sowjetischen Militäradministration begonnen.1949, noch vor Gründung der DDR, war der Bau fertiggestellt. Es handelt sich um einen der ersten Nachkriegsneubauten des Flughafens Schönefeld auf dem vormaligen Gelände der Henschel-Flugzeugwerke. Erst sechs Jahre nach Übergabe des Flughafens zur zivilen Nutzung an die DDR trennte sich 1961 die sowjetische Militäradministration von ihrem Generalshotel. Nach einigen Umgestaltungen diente es bis 1990 als Sonderempfangsgebäude des Ministerrats der DDR dem Empfang von politischen und zivilen Staatsgästen. 1995 nahm die Bundespolizei hier ihren Dienstsitz. Zeitstellung und Nutzungsgeschichte des ehemaligen Generalshotels verleihen dem Bauwerk Einzigartigkeit. Einen eigenen Stellenwert besitzt die Architektur, die für einen Repräsentationsbau der Besatzungsmacht an den Spätklassizismus der 1920er Jahre anknüpft, unmittelbar bevor die „nationale Tradition“ stalinistischer Architektur zum verbindlichen Leitbild des Bauwesens in der DDR wurde. Nicht weniger ungewöhnlich ist die wertvolle, in großem Umfang erhaltene wandfeste Ausstattung aus der Zeit um 1950. Naturstein- und Parkettfußböden, Wandverkleidungen aus Marmor und Travertin, Vertäfelungen und Stofftapeten sowie die Metallarbeiten des Berliner Bildhauers und Kunstschmieds Fritz Kühn lassen noch heute den ursprünglichen Stellenwert des Bauwerks und den Anspruch seiner Auftraggeber erkennen. Dank durchgängiger Nutzung und Pflege bis zum Jahr 2023 blieb das ehemalige Generalshotel in gutem Zustand erhalten – ein außergewöhnliches Zeitdokument und eminentes Zeugnis der deutschen Geschichte.