Juliane Lehmann bringt Senioren im Mehrgenerationenhaus aufs Tanzparkett
Kennen Sie schon Juliane Lehmann? Sie engagiert sich ehrenamtlich als Tanztrainerin im Mehrgenerationenhaus Fürstenwalde. Damit ist sie laut Freiwilligensurvey eine von rund 29 Millionen Menschen, die sich in Deutschland bürgerschaftlich engagieren. Der internationale Tag des Ehrenamts am 5. Dezember macht auf sie aufmerksam. Als Tanztrainerin weiß Juliane Lehmann: Das Alter spielt beim Tanzen keine Rolle. Deswegen bringt sie Seniorinnen und Senioren zurück auf die Tanzfläche und raus aus der Einsamkeit. In ihren Tanzstunden können alle den Alltag hinter sich lassen und neue Leute kennenlernen: „Das Miteinander ist ganz entscheidend. Es schützt vor Einsamkeit und gibt Struktur im Alltag.“ Viele der Seniorinnen und Senioren in den Kursen sind bereits verwitwet und suchen Gemeinschaft. „Beim Tanzen können sie ihre Sorgen vergessen. Sie haben Spaß und blühen auf“, erklärt die Tanztrainerin, die hauptberuflich als Lehrerin arbeitet.
Wie kamen Sie auf die Idee, sich im Mehrgenerationenhaus in Fürstenwalde zu engagieren und was machen Sie dort?
Das war am Anfang reiner Zufall. Ich habe vor fünf Jahren für eine Tanzgruppe nach neuen Räumlichkeiten gesucht. Da hat mich der Jugendclub auf das Mehrgenerationenhaus aufmerksam gemacht. Als ich zum ersten Mal mit der Tanzgruppe dort war, gab es direkt eine ganz herzliche Atmosphäre – ich habe mich gleich zu Hause gefühlt. Als uns die damalige Leiterin die Räumlichkeiten gezeigt hat, waren wir vom großen Spiegel im Tanzraum total begeistert und wussten: „Hier können wir jetzt ankommen und unser eigenes Ding machen!“ Anfangs habe ich die Tanzgruppen für Kinder und Jugendliche organisiert. Aktuell betreue ich die Seniorentanzgruppe und leite den Eltern-Kind-Sport. Außerdem unterstütze ich das Mehrgenerationenhaus bei Festen – zum Beispiel mit Kinderschminken oder Dosenwerfen.
Wie schätzen Sie die Bedeutung Ihres Angebots für die Menschen vor Ort ein?
Das Miteinander – egal in welcher Form – ist ganz entscheidend. Es schützt vor Einsamkeit und gibt Struktur im Alltag, weshalb die kulturellen Angebote hier im Haus so wichtig sind. Viele der Seniorinnen und Senioren in meinen Kursen sind bereits verwitwet und suchen Gemeinschaft. Beim Tanzen können sie ihre Sorgen vergessen. Sie haben Spaß und blühen auf. Besonders schön ist auch, dass hier Menschen aufeinandertreffen, die sich im regulären Alltag wahrscheinlich nie begegnen würden. Wir haben Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die vor Ort im sozialen Brennpunkt leben, und einige, die eine lange Anreise auf sich nehmen. Beim Tanzen sind wir alle gleich.
Welches Erlebnis ist Ihnen im Zusammenhang mit dem Tanzen besonders in Erinnerung geblieben?
Hier im Haus treffen die verschiedenen Generationen aufeinander. Beim Tanztraining mit den Kindern gab es wegen der Lautstärke schon mal Beschwerden von älteren Besucherinnen und Besuchern. Wir haben dann nicht einfach weitergemacht, sondern die Kinder sind rüber zu den Älteren und haben gefragt: „Wollt ihr uns einmal zuschauen beim Tanzen und unsere Kostüme ansehen?“ Darüber haben sich die älteren Leute dann sehr gefreut. Wir haben sie einfach miteinbezogen. Durch diese Begegnung ist hier eine ganz wunderbare Harmonie zwischen den Generationen entstanden. Das Miteinander – egal in welcher Form – ist ganz entscheidend. Das schützt vor Einsamkeit und es gibt eine Strukturierung im Alltag, weshalb die kulturellen Angebote hier im Haus so wichtig sind.
Was gibt Ihnen Ihr Engagement im Mehrgenerationenhaus zurück?
Ich bin selbst in einem sozialen Brennpunkt in Fürstenwalde groß geworden. Deswegen war es mir immer wichtig, Kindern zu ermöglichen, aus der Wohnung zu kommen. Sie sollen nicht immer nur vorm Fernseher sitzen. Ich lerne auch selbst sehr viel dabei – von den Kindern und Jugendlichen weiß ich jetzt viel über Soziale Medien, was ich vorher teilweise gar nicht kannte. Bei meinen Tanzgruppen mit den Seniorinnen und Senioren habe ich gelernt, wie man früher den „Disco Fox“ getanzt hat. Das Engagement ist für mich deshalb eine große Bereicherung. Und selbst, wenn es mal anstrengend wird, erfahre ich von so vielen Seiten Dankbarkeit.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass das Mehrgenerationenhaus wieder so lebendig wird wie vor Corona. Die Pandemie war auch bei uns eine schwierige Zeit. Viele Menschen, die sonst gekommen sind, sehen wir seitdem nicht mehr. Es wäre schön, wenn unsere Angebote wieder stärker genutzt werden. Andererseits brauchen wir aber auch dringend neue ehrenamtliche Unterstützung. Gerne auch von jungen Leuten in meinem Alter – die fehlen in unserem Team. Ich kann nur sagen, dass das Ehrenamt unglaublich Spaß macht – und man bewegt etwas damit.
Über Juliane Lehmann
Juliane Lehmann ist 26 Jahre alt und arbeitet als Lehrerin. Schon früh entdeckte sie das Tanzen für sich und wurde bereits mit 16 Jahren Tanztrainerin. Anderen Menschen das Tanzen näher zu bringen, ist für sie eine große Bereicherung. Beim Training mit den Seniorinnen und Senioren gibt sie das Zepter gerne auch einmal ab – dann wird nach der „alten Schule“ getanzt.
Quelle: Bundesprogramm Mehrgenerationenhaus