Unternehmensverbände schlagen neues Digitalministerium vor
Brandenburg braucht nach Ansicht der Wirtschaft in der kommenden Wahlperiode bei den Themen Digitalisierung und Fachkräfte-Bildung deutlich mehr Tempo als bislang, um als Investitions-Standort attraktiv zu bleiben. Für diese Schlüsselbereiche müsse die nächste Landesregierung sofort nach ihrem Antritt einen klaren Fahrplan vorlegen, forderten die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB). „Bei der Wahl am 1. September geht es um konkurrenzfähige Rahmenbedingungen für die 2020er Jahre. Breitband-Internet, ein flächendeckendes Mobil-Netz und gut qualifizierte Fachkräfte gehören dabei zu den wichtigsten Bausteinen für die Unternehmen“, sagte der Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck.
Den digitalen Wandel solle ein eigener Digitalminister oder eine Digitalministerin im Kabinett koordinieren und vorantreiben, schlug der Spitzenverband vor. „Die Digitalisierung ist eine Querschnitts-Aufgabe, sie berührt Infrastruktur, Bildung, Verwaltung, Daseinsvorsorge und vieles mehr. Das lässt sich umso besser und schneller managen, wenn die Fäden in der Landesregierung an einer Stelle zusammenlaufen“, erklärte Amsinck weiter. „Brandenburg muss noch mehr tun, um das Wachstumspotenzial zu nutzen, das in der Digitalisierung steckt. Damit können gerade Firmen und Menschen auf dem Land neue Perspektiven bekommen.“
Zusätzlich müsse die Fachkräfte-Problematik im Fokus der neuen Regierung stehen, mahnten die Unternehmensverbände. Der Mangel an qualifiziertem Personal werde immer deutlicher zur Wachstumsbremse. „Wenn Firmen offene Stellen für Klempner erst nach acht Monaten besetzt bekommen oder Stellen für Energietechniker und Pfleger erst nach gut sechs Monaten, dann haben wir ein großes Problem“, warnte der Hauptgeschäftsführer. Die Politik müsse helfen, alle Potenziale für die Fachkräfte-Versorgung zu nutzen – durch bessere Berufsorientierung, höhere Schulqualität, modernere Berufsschulen, attraktivere Universitäten und bessere Bedingungen für die Integration von ausländischen Fachkräften.
Insgesamt listet die Wirtschaft sieben Felder auf, für die sie nach der Wahl von der nächsten Regierung Lösungen und Impulse erwartet. Dazu gehören der Ausbau der Infrastruktur, gerade für Pendler zwischen Brandenburg und Berlin, Unterstützung für die Industrie und eine intensivere Zusammenarbeit der beiden Bundesländer in der Hauptstadtregion. Ein besonderes Augenmerk müsse dem Strukturwandel in der Lausitz gelten. „Bislang liegen nur die Empfehlungen der Kommission „Wachstum, Strukturwandel und Beschäftigung“ auf dem Tisch. Die Wirtschaft braucht das Maßnahmengesetz des Bundes spätestens bis zum Sommer, damit klar ist, wann die Bagger für neue Bahn-Trassen und für Forschungsinstitute anrollen“, sagte Amsinck.
Von der Landtagswahl müsse nicht nur ein Aufbruchsignal für mehr Dynamik in der Wirtschaft ausgehen. Gleichzeitig gehe es für die Unternehmen darum, Werte wie Weltoffenheit und Toleranz zu unterstreichen. „Schon heute werden sechs von zehn neu geschaffenen Stellen mit ausländischen Arbeitnehmern besetzt“, sagte Amsinck. „Brandenburgs Unternehmen exportieren in viele Länder rund um den Globus. Internationalität gehört zu unserem Geschäftsmodell. Ohnehin können die Menschen die Herausforderungen der Zukunft selbstbewusst und optimistisch angehen. Denn seit der Wende haben Unternehmen und Belegschaften Enormes geleistet.“