Größte Schadensfläche seit 1990
Der Forstminister des Landes Brandenburg, Jörg Vogelsänger, hat in der Landeswaldoberförsterei Peitz die Bilanz zum Waldbrandgeschehen in Brandenburg 2018 gezogen. Der diesjährige Sommer wird mit bislang 471 Waldbränden vielen im Gedächtnis bleiben. Nur Anfang der Neunzigerjahre und in den Jahren 2003 und 2005 mussten Brandenburgs Wälder, bezogen auf die Zahl der registrierten Fälle, mehr Brände aushalten. Aber: Die Schadensfläche mit einer Größe von 1.630 Hektar ist seit 1990 absolute negative Spitze. Besonders betroffen von der Trockenheit und den Bränden waren der Süden Brandenburgs und Potsdam-Mittelmark.
Der forstliche Schaden wird mit zirka 11 Millionen Euro bewertet, da 700 Hektar in Totalreservaten auf ehemaligen Truppenübungsplätzen entstanden sind, wo kein Wirtschaftswald ist und keine Wiederaufforstungen erfolgen. Die Waldbrandüberwachungszentralen des Landesbetriebs Forst Brandenburg sind vom 1. März bis zum 30. September besetzt. Der vergangene Sommer bedeutete für die heimischen Wälder hinsichtlich Trockenheit und Sonneneinstrahlung eine Härteperiode, die so bisher noch nicht dagewesen war.
Dabei muss in die Betrachtung die gesamte Vegetationsperiode, also die Zeit von April bis September, einbezogen werden. Demnach ergibt sich ein Niederschlagsdefizit gegenüber dem langjährigen Mittel von zirka 150 Millimetern. Die Durchschnittstemperatur liegt 2018 mit 3,8 Grad Celsius über dem langjährigen Mittel. Dies stellt einen absoluten Rekord seit Beginn der Wetteraufzeichnungen dar. Das Waldbrandgeschehen 2018 führt dazu, dass auch der Landesbetrieb Forst Brandenburg seinen Waldbrandschutzplan auf den Prüfstand stellt, um zukünftig noch besser gerüstet zu sein. Hierbei fließen die Erkenntnisse aller an der Waldbrandbekämpfung beteiligten Akteure ein.
Zehn-Punkte-Plan der Landesforstverwaltung
- Update des Systems „Fire Watch“
- Einsatz von 36 zusätzlichen Stellen in den Oberförstereien in der Waldbrandprävention
- Überprüfung des Waldbrandschutzplans: Suche nach „weißen Flecken“ bezüglich Löschwasserentnahmestellen und Brand- und Katastrophenschutzwegen
- mediale Kampagne und Beratung der Waldbesitzer zur Förderung von Maßnahmen zur Waldbrandvorbeugung und Waldumbau
- Verbesserung der Netzabdeckung der Diensthandys durch Beschaffung von Mehrnetzkarten
- verstärkte Bestreifung durch die Forstbehörde bei Waldbrandgefahrenstufe 4 & 5
- mehr Beschilderung in den brandgefährdeten Waldgebieten
- Erarbeitung von Waldbrandschutzkonzepten für die Lieberoser Heide und Jüterbog (Altes Lager) und deren prioritäre Umsetzung
- Abstimmung mit den Landkreisen, da einzelne Naturschutzbehörden den Bau von Wegen für den Brand- und Katastrophenschutz erschweren
- Erarbeitung einer gemeinsamen Empfehlung des Agrar- und Umweltministeriums und des Innenministeriums für die Landkreise bezüglich der Waldbrandgefährdung durch landwirtschaftliche Bewirtschaftung
Fördermöglichkeiten nach Waldbränden
Für Brandenburger Waldeigentümer stehen drei Förderquellen zur Verfügung:
- Richtlinie zur Gewährung von Zuwendungen für die Förderung forstwirtschaftlichen Vorhaben (Forst-Richtlinie, 5,3 Millionen Euro pro Jahr aus Landes- und EU-Mitteln)
- Zuwendung aus Mitteln der Walderhaltungsabgabe gemäß Paragraph 8 Absatz 4 des Landeswaldgesetzes
- Zuschuss bei Waldbrandschäden gemäß Paragraph 21 des Landeswaldgesetzes
Besondere Gefährdung durch Dürreperiode
Während im Offenland eine völlige ungebremste Austrocknung des Oberbodens und damit ein Vertrocknen der Bodenvegetation beobachtet wurde, trat dieser Prozess im Wald verzögert ein. Waldökosysteme haben ein höheres Pufferungsvermögen als das Offenland. Ab Mitte August wurden jedoch mehr und mehr Trockenschäden in den Wäldern sichtbar. Vertrocknete Anpflanzungen und Verjüngung, Einrollen der Laubblätter und ein Abwerfen der Kiefernnadeln sind zu beobachten.
Dies sind Stressreaktionen der Bäume. Der diesjährige Witterungsablauf macht noch stärkere Bemühungen um präventive Waldbaumaßnahmen erforderlich. Das betrifft besonders die weitere Anreicherung der Kiefernreinbestände mit Laubholz. Hier ist besonders die Naturverjüngung wichtig, da diese bei Trockenheit deutlich widerstandsfähiger ist als gepflanzte Bäume. Hierzu müssen die regional noch überhöhten Wildbestände reduziert werden. Weiterhin ist die Anlage von Waldinnenrändern, auch als Waldbrandriegel, und die Verbesserung der Waldbrandüberwachung und vermehrte Anstrengungen im vorbeugenden Waldbrandschutz erforderlich.