Bewerberfeld ließ Jury lange überlegen

Martine Lombard wird die 28. Burgschreiberin zu Beeskow sein, darauf einigte sich die sechsköpfige Jury nach langer Beratung. Keine leichte Aufgabe, denn mit insgesamt 50 eingegangenen Bewerbungen war das Feld der Bewerber breit gefächert.

Die 1964 in Dresden geborene Schriftstellerin verließ die DDR 1986 und lebt, nach Jahren in Paris und Brüssel, nun in Straßburg. Sie studierte zunächst Romanistik und Anglistik an der Humboldt-Universität Berlin, später Germanistik und angewandte Fremdsprachen in Paris und schloss an der Pariser Hochschule für Dolmetscher und Übersetzer ab. Trotz der räumlichen Entfernung fühlt sie sich dem Osten Deutschlands verbunden, was sich auch in ihrer literarischen Arbeit widerspiegelt. Ihr Debütroman „Wir schenken uns nichts“, dessen Protagonistin die eigene Zerrissenheit und Entwurzelung lebt und reflektiert, erschien 2019 beim Mitteldeutschen Verlag Halle. Derzeit schreibt Martine Lombard u.a. an einem französischsprachigen Kurzgeschichtenband, der voraussichtlich im Frühjahr 2021 in einem französischen Verlag erscheinen wird. In ihrer Zeit als Burgschreiberin möchte sie an ihrem neuen deutschsprachigen Romanvorhaben mit dem Arbeitstitel „Liebeslücke“ arbeiten, das die symbiotische Begegnung zwischen einem älteren, in seinen Lebensbeziehungen blockierten Mann aus Dresden und einem jungen Hochstapler aus Straßburg schildert. Die Jury überzeugte die Autorin, die durch ihre Mehrsprachigkeit auch einen europäischen Background mitbringt, vor allem auch durch die stilistische Vielfalt ihrer Arbeiten, in denen sie eine mal sehr direkte, mal sehr poetische Sprache pflegt.

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Seit 1993 wird das Amt alljährlich vom Landkreis Oder-Spree und der Stadt Beeskow für die Dauer von fünf Monaten vergeben. Es ist verbunden mit einem monatlichen Stipendium in Höhe von 1.000,00 Euro, freiem Wohnraum auf der Burg Beeskow sowie Residenzpflicht in Beeskow. Für das kulturelle Leben der Burg, der Stadt und der Region stellen die Burgschreiber eine Bereicherung dar. Insbesondere die zusätzlich zu den eigenen Arbeitsvorhaben verfassten literarischen Notizen bzw. Miniaturen und Zeitungskolumnen treffen häufig den Nerv der Zeit und Bürger vor Ort. Martine Lombard wird am 9. Januar mit einer Antrittslesung in ihr Amt eingeführt.

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