Milchpreis bricht massiv ein

Mit der Aktion „Kurzarbeitergeld für Milchkühe“ versuchen Landwirte in Oder-Spree, Verbraucher auf die derzeitige Situation beim Milchpreis aufmerksam zu machen. Der Milchmarkt ist in den vergangenen Wochen massiv eingebrochen, so Benjamin Meise, Geschäftsführer der Agrarprodukte Buchholz GmbH, die 740 Milchkühe im Betrieb halten. Hamsterkäufe von H-Milch, Butter und Käse hatten die Nachfrage nach Molkereiprodukten nur kurzfristig erhöht. Das wichtige Exportgeschäft für Milch und Milcherzeugnisse können sie nicht kompensieren. Vor allem nach China läuft derzeit nichts. Wohin also mit der Milch?

Die Zeichen bei der Milch stehen mal wieder auf Krise. „Und sollte es dann so kommen, sollten alle Milchbauern zusammenhalten und weniger produzieren“, meint der Agrar-Ökonom aus Buchholz. Am Ende geht es um Solidarität zwischen den einzelnen Milchproduzenten, wie in anderen Bereichen der Gesellschaft auch. Die Buchholzer wären jedenfalls dabei.
Aber Solidarität und Disziplin in der Milchwirtschaft, das ist schon länger ein heikles Thema. Denn fällt der Milchpreis, leiden alle Betriebe gleichermaßen, wenn aber alle gemeinsam die Milchproduktion drosseln würden, könnte das den Milchpreis stabilisieren helfen.

Passiert jetzt aber nichts, könne sich die Lage mit Beginn der Weidesaison und steigender Milchmenge weiter verschärfen.
Von Seiten der Politik setzt man auf private Lagerhaltung, um kurzfristig Menge vom Markt zu nehmen und damit für Entspannung sorgen. Molkereien bekommen dann staatliches Geld dafür, dass sie Milchpulver vom Markt nehmen und erstmal einlagern. Benjamin Meise hält diesen Ansatz aber für falsch. „Die Menge kommt dann später in der Erholungsphase wieder auf den Markt und schwächt dann erneut den Milchpreis“, so der Experte.

Viele Brandenburger Milchbauern sehen das genauso und fordern von der Politik eine europaweite Mengenreduzierung bei der Milch. Und dafür muss es einen Ausgleich geben. Ob man die Maßnahme dann „Kurzarbeitergeld für Milchkühe“ nennt oder wie auch immer, wenn freiwillige Maßnahmen nicht greifen, muss die EU verpflichtende Vorgaben machen, um den verbleibenden Milchbauern eine Perspektive zu geben. Die aktuelle Corona-Pandemie zeigt deutlich, dass die Produktion von Lebensmittel wie Milch und Milchprodukten systemrelevant ist und dass alle Verbraucher ein Interesse daran haben müssen, dass Milch auch weiterhin in Deutschland produziert wird.

Allein in den letzten 10 Jahren hat jeder dritte Milchviehhalter im Landkreis Oder-Spree die Milchproduktion eingestellt. Von 42 Milchbauern 2010 sind heute nur noch 26 aktiv. Und dieser Trend wird sich weiter fortsetzen, denn in den letzten 10 Jahren sind die Erzeugerkosten, der Mindestlohn und die Standards zur Milcherzeugung weiter gestiegen, der Milchpreis aber im Durchschnitt bei 32 ct/kg gleichgeblieben.

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