Eltern werden bei der ersten Lebensphase ihres Kindes unterstützt

Vor einem Jahr wurde im Helios Klinikum Bad Saarow das Angebot „Babylotsin an der Geburtsklinik“ etabliert: Ein bundesweites, zertifiziertes Programm, das sich zum Ziel gesetzt hat, Eltern bei der ersten Lebensphase ihres Kindes zu unterstützen. In den vergangenen zwölf Monaten stand die Bad Saarower Babylotsin Eileen Czicha 120 jungen Familien bei der Organisation der ersten Lebensmonate ihres Babys zur Seite, denn auf Wunsch und Bedarf begleitet sie „frischgebackene“ Mütter und Väter in der Zeit vor und nach der Geburt und bietet Hilfs- sowie Unterstützungsangebote an.

Um den ersten Babylotsen-Standort Brandenburgs im Helios Klinikum Bad Saarow offiziell ins Leben zu rufen, kamen am 11. Mai 2022 bei einer Auftaktveranstaltung Vertreterinnen und Vertreter des Landkreises Oder-Spree, des Diakonischen Werkes Oderland-Spree e.V., der Stiftungen „SeeYou“ Hamburg und „Deutschland rundet auf“, der Landeskoordination Frühe Hilfen Brandenburg und des Klinikums zusammen. Ziel des bundesweit zertifizierten Programmes ist das systematische und frühzeitige Erkennen von Belastungsfaktoren in Familien, um proaktiv in der Schwangerschaft, vor bzw. unmittelbar nach der Geburt des Kindes Kontakt mit den Eltern aufzunehmen und – auf ihren Wunsch und bei Bedarf – eine verbindliche und nachhaltige Überleitung in ein geeignetes Unterstützungsnetzwerk zu veranlassen. In Vorbereitung auf den Startschuss hatte sich die ausgebildete Babylotsin, Eileen Czicha, bereits im April 2022 mit dem Klinikalltag der Geburtshilfe vertraut gemacht. Zudem brachte die Mitarbeiterin der Frühen Hilfe beim Diakonischen Werk Oderland-Spree e.V. für diese Tätigkeit die entsprechende Qualifikation und Erfahrung mit.

Frau Czicha, was sind Ihre konkreten Aufgaben als Babylotsin?
Als Babylotsin kann ich die Eltern sehr individuell beraten und für sie da sein. Ich habe die Zeit, um zuzuhören. Ich erfahre, welche Fragen sie in dieser besonderen Zeit beschäftigen – und begleite sie beim Finden erster Antworten. Dadurch kann ich die Arbeit der Klinik ergänzen und unterstützen. Ich verstehe mich als „Brückenbauerin“ zwischen dem Gesundheitssystem und dem sozialen Umfeld der Familien. Ich informiere die Eltern über Angebote in der Region, beispielsweise über Frühe Hilfen, Hebammen, Kinderärzt:innen und Therapeut:innen oder unterstütze bei der Suche nach geeigneten Betreuungseinrichtungen wie Kindertagesstätten, Krippen und Tagespflegepersonen, die den individuellen Bedürfnissen des Babys und der Familie entsprechen. Ich helfe bspw. auch bei der Suche von Aktivitäten und Programmen, die die Entwicklung des Babys unterstützen, wie z.B. Krabbel-, Musik- und Spielgruppen. Auch wenn die Geburt eines Kindes manchmal durch Ängste und Sorgen getrübt und mit Unsicherheiten verbunden ist, wenn psychische Belastungen, Überlastungen im Alltag, soziale Isolation, materielle Armut, jugendliches Alter oder Verständigungsschwierigkeiten bei Müttern und Vätern zu einer Überforderung führen, kann unser Angebot unterstützen.

Dann sind Sie als Babylotsin sicher sehr stark vernetzt, oder?
Ja, auf jeden Fall. Babylots:innen arbeiten sehr eng mit anderen Fachleuten wie dem Netzwerk Frühe Hilfen, Kinderärzt:innen, Therapeut:innen, Sozialarbeiter:innen sowie Kinderschutzbeauftragten zusammen, um die bestmögliche Unterstützung für das Baby und die Familie zu gewährleisten. Besonders erwähnen möchte ich an dieser Stelle den engen Austausch mit Frau Dr. med. Beate Schwarz. Sie ist die Ärztliche Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin und Kinderschutzbeauftragte im Bad Saarower Klinikum und zudem die Leiterin der AG Kinderschutz bei Helios.

Welches Resümee können Sie nach einem Jahr als Babylotsin ziehen?
Die Arbeit als Babylotsin macht mir sehr viel Freude. Es ist ein gutes Gefühl, individuell und bedarfsgerecht helfen und passende Unterstützungsangebote anbieten zu können. So können wir mit unserem Babylotsenangebot „frischgebackenen“ Müttern und Vätern einen guten Start mit ihrem Baby ermöglichen.

Können Sie sich an Ihren ersten Fall erinnern?
Ja, natürlich. Meinen ersten Fall als Babylotsin bearbeitete ich bereits im April 2022, als ich ins Bad Saarower Klinikum kam. Die Kindesmutter hatte ihr erstes Kind entbunden und war aufgrund schwieriger Familienverhältnisse mit der Situation überfordert. Nach einigen Gesprächen konnte ich der Familie gezielt weiterführende Angebote vermitteln und sie dadurch für den Start als Familie stärken. Aus späteren Kontakten mit der Mutter weiß ich, dass es ihr und ihrem Kind gut geht. Die kleine Tochter, die jetzt ein Jahr alt ist, hat sich sehr gut entwickelt. Das freut mich sehr.

Wie geht es mit dem Babylotsenprojekt im Bad Saarower Klinikum weiter?
„Wir sind davon überzeugt, dass eine moderne, familienorientierte Geburtsmedizin auch die psychosoziale Situation berücksichtigt und darauf schaut, wohin die Mutter mit dem Neugeborenen zurückkehrt“, betont Pawel P. Morawski, Chefarzt der Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Schwerpunkt der Babylotsen-Arbeit ist die Lotsenfunktion zum Finden und Nutzen von passenden Angeboten aus dem Bereich der Frühen Hilfen. Damit schließen die Babylotsen Lücken zwischen Gesundheitshilfen und anderen sozialen Sicherungssystemen. Bestehende Angebote werden nicht ersetzt, sondern ergänzt und passgenau eingebunden. Es profitieren vor allem die jungen Eltern von diesem Angebot, aber auch die Klinikmitarbeiterinnen und Klimamitarbeiter werden dadurch entlastet.

„Ich finde es enorm wichtig, das Babylotsen-Angebot auch über den vorerst befristeten Zeitraum bis zum Ende dieses Jahres langfristig in unserem Klinikum zu etablieren und dadurch Impulse für die Eröffnung weiterer Standorte zu geben. In den nächsten Monaten werden alle Beteiligten nach Lösungen suchen, um dieses Ziel zu erreichen“, erläutert Kinderschutzmedizinerin Dr. med. Beate Schwarz, Ärztliche Leitung der Klinik für Kinder- und Jugendmedizin.

Fotos: Thomas Oberländer, Helios Kliniken

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