Ausstellungs-Highlight in Fürstenwalde

Seit letzten Mittwoch hat das Museum offiziell wieder geöffnet – allerdings nach Coronaregeln. Neben der Dauerausstellung wird im Moment eine sehr interessante Gastausstellung gezeigt.

Die Ausstellung trägt den Titel „Erzwungene Wege“ und hat das schwierige Thema Flucht und Vertreibung im Europa des 20. Jahrhunderts zum Inhalt. Diese Ausstellung wurde vom „Zentrum gegen Vertreibung“ und dem „Bund der Vertriebenen“ erarbeitet.

In zwei, zugegeben recht vollen, Räumen werden hier die vielen Flucht- und Vertreibungsgeschichten unterschiedlicher Völker und Ereignisse in Europa präsentiert. Beginnend mit den Verschiebungen im auseinanderfallenden Osmanischen Reich am Anfang des 20. Jh. bis hin zu den „Ethnischen Säuberungen im Jugoslawienkrieg zum Ende des 20. Jh. Zu diesen Ereignissen zählt natürlich auch das Schicksal der europäischen Juden, welches ja schließlich nicht nur in Verfolgung, sondern gar in Vernichtung mündete. Aber ein wichtiger Baustein dieser Ausstellung ist auch das Schicksal deutscher Flüchtlinge und Vertriebener nach den beiden Weltkriegen.

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Mit dieser Ausstellung bewegen sich die Organisatoren, wie der Spiegel schrieb, auf einem schmalen Grat. Das Thema Flucht- und Vertreibung ist ja in Deutschland nach wie vor ein schwieriges. Wie zu erwarten, wehte den Ausstellungsmachern zur Premiere 2006 in Berlin auch gleich ein kalter Wind entgegen. So gab es vor der noch gar nicht eröffneten Ausstellung gleich Protestplakate gegen jegliche „Geschichtsklitterung“. Trotz dieser bekannten Schwierigkeiten haben sich die Gastgeber auf diese Ausstellung eingelassen, doch warum? Um etwas frei mit eigenen Worten den ehem. Bundestagspräsidenten Norbert Lammert zu zitieren, ein friedliches, ja freundschaftliches Europa muss auch eine allseits akzeptierte, gemeinsame Geschichtsschreibung finden. Nur der friedliche Diskurs mit Verständnis und Empathie für die Leiden des jeweils anderen wird helfen, Ressentiments zu überwinden. Leiden zu verschweigen oder gar zu diskreditieren, lässt negative Gefühle nur im Untergrund fortdauern oder gar anwachsen. Natürlich ist das jüdische Leid dem deutschen nicht gleichzusetzten und die deutsche Schuld ist auch zu benennen, aber das löst das Leid einzelner oder ganzer Gruppen nicht auf. Aber schauen Sie sich selbst diese Ausstellung an und bilden Sie sich selbst eine Meinung und wer will, darf auch im „nachhinein“ Geschichtsklitterung mutmaßen.

Der Besuch dieser Ausstellung ist kostenlos. Die Coronaöffnungszeiten sind im Moment:  Mo- Fr. von 10 – 16 Uhr mit kurzfristiger Anmeldung und am Wochenende mit Voranmeldung bis Freitag 12.00 Uhr. Mundschutz ist mitzubringen.

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