Pandemie bremst Konjunktur im Brandenburgischen Handwerk

Traditionell zieht das Handwerk im Land Brandenburg Anfang April Zwischenbilanz zur konjunkturellen Lage im Handwerk. In den letzten Jahren eilte es von Hoch zu Hoch. Doch die Vollbremsung kam Mitte März durch das Corona-Virus: Die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie unterbrachen die gute Konjunktur im brandenburgischen Handwerk. Im Rahmen einer aktuellen Umfrage des Zentralverbands des Deutschen Handwerks (ZDH) meldeten 76 Prozent der befragten Unternehmen Umsatzeinbußen. Im Ergebnis sind die Umsätze der betroffenen Betriebe im Mittel um etwa die Hälfte eingebrochen. Die Umsatzrückgänge können dazu führen, dass auch viele an sich gesunde Betriebe aktuell um ihre Existenz fürchten müssen. Die Hilfsmaßnahmen von Bund, Land und Agentur für Arbeit wirken stabilisierend.

Dabei hatten die Frühjahrskonjunkturumfragen der drei brandenburgischen Handwerkskammern Mitte März gezeigt, dass im Handwerk eine erfreuliche Zuversicht für 2020 herrschte. Über 90 Prozent aller Betriebe, über alle Regionen des Landes hinweg betrachtet, bezeichneten zu diesem Zeitpunkt ihre Geschäftslage noch als gut oder befriedigend. Der Auftragsvorlauf lag mit rund 11,2 Wochen auf Vorjahresniveau. Mit dem Inkrafttreten der Eindämmungsmaßnahmen ab Mitte März veränderte sich das Bild: Das Handwerk erlebt durch die Einschränkungen und das veränderte Konsumverhalten in Teilen eine Wucht von Umsatzeinbrüchen, die Firmenexistenzen bedrohen.

Zum Erliegen kamen die Geschäfte von personennahen Dienstleistern wie Friseure oder Kosmetikstudios. Bäcker und Fleischer mussten Cafés und Imbisse schließen. Die Zapfhähne in den Brauereien sind verschlossen. Brauer berichten von erheblichen Umsatzeinbußen durch die Schließung von Restaurants und Hotels sowie durch Absage von Veranstaltungen oder dem Ausbleiben des eigenen Biergartengeschäftes, das normalerweise Ostern gestartet wäre. Kfz-Betriebe mit angeschlossenem Verkauf mussten ihre Verkaufsräume schließen – der stabil nachgefragte Werkstattbereich kann die finanziellen Einbußen allerdings nicht auffangen.

Doch in vielen Bereichen, insbesondere bei den Bau- und Ausbauhandwerken, wird weitergearbeitet – wenngleich häufig in geringerem Umfang, verursacht durch Personalausfall oder Schwierigkeiten bei der Beschaffung von Material und Betriebsmitteln.

Robert Wüst, Präsident des Brandenburgischen Handwerkskammertages, appellierte an die Landesregierung, sich neben den gut angelaufenen Soforthilfeprogrammen auch bei der Wiederaufnahme des wirtschaftlichen Lebens für die klein- und mittelständischen Betriebe des Handwerks einzusetzen. „Viele Gewerke fungieren als wichtige soziale Anker in den Regionen. Das gilt es neben den wirtschaftlichen und gesundheitsrelevanten Aspekten zu berücksichtigen.

Das Handwerk hat sich gewerkespezifisch auf den Gesundheitsschutz eingestellt. Wir regen daher an, jenen, die ihr Ladengeschäft schließen mussten, den Weg zurück in die Normalität unter Auflagen zu ermöglichen.“ Doch nicht nur das Öffnen der kleinen Geschäfte oder des Friseursalons nebenan, so Wüst, verschaffe den Menschen Luft zum Atmen. „Auch die Rückkehr zur umfassenden Kinderbetreuung ist wichtig, um Geschäftstätigkeit wieder aufzunehmen. Uns ist klar, die Entscheidungen müssen gut abgewogen werden. Aber das verantwortungsvolle Aufzeigen kleiner Schritte hebt die Verbraucherlaune, die die Regionen jetzt so dringend brauchen. Nur so kann das Handwerk eine wirtschaftlich tragende Säule in den Regionen bleiben.“

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