Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Scholz,

die Offenen Briefe unserer Handwerkerkollegen der Friseurinnung Düsseldorf vom 12. Juli (verfasst von René Krombholz) sowie der Kreishandwerkerschaft Halle-Saalekreis vom 17. August möchten wir als Innung Barnim-Oderland mit ihren Forderungen im gesamten Maße unterstützen. Auch in unserem Wirkungskreis herrschen identische Probleme wie in den o.g. Handwerksbetrieben.

Ein überdurchschnittlicher Arbeitskräftemangel führt zur drastischen Verkleinerung vieler Betriebe, die im Wettlauf mit rasant steigenden Material- und Betriebskosten händeringend das Überleben ihrer Geschäfte aufrecht halten möchten. In der Friseurbranche ist durch lange Schließung der Betriebe und verordnete Hygiene-Maßnahmen, durch die viele Kunden in unseren Geschäften nicht mehr bedient werden durften, eine große Welle des Kundenrückgangs losgetreten worden. Zudem nutzten viele Kollegen in den Zeiten der Kurzarbeit, die auf ein ohnehin sehr schmales Einkommen berechnet wurde, die Chance, mit ihrem handwerklichen Können nebenbei genau diese Kunden zu bedienen. Leider ist das auch über diese Zeit hinaus so geblieben und steigt sogar noch an. Unternehmen, die Steuern zahlen und bei ihren Betriebskosten immer tiefer in die Tasche greifen müssen, werden damit immer stärker gebeutelt. Somit wurde eine noch breitere Plattform für die Schwarzarbeit geschaffen. In Gesprächen mit Abgeordneten des Bundestages der SPD-Fraktion sprachen wir diese Themen an und warnten vor der Ausbreitung der Arbeit „an der Steuer vorbei“. Ebenso beklagten wir die nicht zeitgemäße Kleinstunternehmen-Regelung. Auch sie schafft immense Nachteile für Betriebe, die normal besteuert werden – es beginnt mit der Preiskalkulation für den Kunden. Auch die Erhaltung von Ausbildungsplätzen nimmt drastisch ab, denn wir Unternehmer
stehen mit der Verantwortung und dem Tagesgeschäft immer häufiger alleine da und dies macht eine Ausbildung zeitlich sowie finanziell immer mehr unmöglich. Ein Vorschlag der Senkung der Mehrwertsteuer von 19% auf 7%, der die Preise annähernd stabil und somit die Kunden in den Geschäften halten könnte, brachte keine Resonanz. Durch Gespräche mit unseren Kunden erfahren wir tägliche Missstände und können nur sagen, dass viele rechtschaffende Bürger – dazu zähle ich uns Handwerksbetriebe ebenso dazu – trotz redlicher Arbeit immer näher an das Limit unseres Lebensstandards zusteuern. Sie erwarten Hilfe für Menschen, die in unserem Land Asyl suchen. Wir alle haben – jeder auf seine Weise – etwas dazu beigetragen, diesem Wunsch gerecht zu werden. Aber nun fragen wir Sie mit der Angst eine Existenz zu verlieren:

Wer hilft uns?

Es ist mehr als an der Zeit, dass wir uns auch um uns selbst kümmern. Denn all das viele Geld, dass in Flüchtlingshilfen und den Ukraine-Krieg gesteckt wird, ist doch auch erarbeitet von denen, die zum Teil heute (trotz Arbeit oder Rente) Angst vor der Zukunft haben. Daher geht unsere Bitte ein weiteres Mal an Sie – die von uns Bürgern gewählte Regierung – die Ihren Regierungsauftrag im Sinne des Volkes erfüllen sollte. Erhören Sie die von uns, der hier an der Basis arbeitenden Schicht, die ausgesendeten Warnsignale, um unser Land und unsere Wirtschaft halten zu können. Helfen Sie rechtschaffenden Betrieben Arbeitsplätze und Existenzen zu erhalten. Erkennen Sie die von uns aufgezeigten Warnsignale und handeln Sie schnell. Es wäre fatal, unsere klein- und mittelständische Wirtschaft in so kurzer Zeit in den Ruin zu treiben oder gar zu opfern.

Mit freundlichen Grüßen
Ines Ressel
Pressesprecherin
Friseurinnung Barnim Oderland

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