Aktuell noch 18.500 offene Ausbildungsplätze in der Region 

Die Wirtschaft in der Hauptstadtregion sieht auf dem Markt für Ausbildungsplätze derzeit noch enorme Lücken. Nach einer Schätzung der Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg (UVB) sind aktuell rund 18.500 betriebliche Lehrstellen unbesetzt – 10.000 in Berlin, 8.500 in Brandenburg. Dieser Wert liege deutlich über dem Niveau der vergangenen Jahre, sagte UVB-Hauptgeschäftsführer Christian Amsinck am Mittwoch in Berlin. „Die Auswahl an Stellen war noch nie so groß, das Angebot noch nie so breit. Es gibt noch alle Chancen. Die Unternehmen in der Region suchen dringend talentierte Bewerber, um die sich abzeichnenden Fachkräfte-Engpässe zu schließen“, sagte er. 

Eine berufliche Ausbildung sei ein hervorragender Grundstein für ein spannendes Berufsleben, befand der Hauptgeschäftsführer weiter. Mit dem digitalen Wandel würden die Ausbildungsordnungen zudem noch moderner. Viele Branchen passten derzeit ihre Berufe den neuen Anforderungen an. Für die Lehrberufe in der Metall- und Elektroindustrie habe es erst kürzlich ein digitales Update gegeben, zudem gebe es nun Zusatzqualifikationen auf den Feldern Big-Data-Analyse, IT-Sicherheit oder digitale Vernetzung. Auch in der Chemieindustrie, im Handwerk, auf dem Bau oder im Garten- und Landschaftsbau würden digitale Inhalte immer wichtiger. Hinzu komme das duale Studium, das die Vorteile von praktischer und 
akademischer Ausbildung verbinde und in der Region immer beliebter werde. 

„Darüber hinaus entstehen neue Berufe – etwa der E-Commerce-Kaufmann als Spezialist für den Online-Handel“, führte Amsinck weiter aus. Mit weiteren neuen Lehrberufen sei zu rechnen. Immer beliebter werde auch das duale Studium, die Kombination aus betrieblicher und wissenschaftlicher Praxis. „Die Verbindung von akademischer und betrieblicher Praxis ist für die Anforderungen der Digitalisierung ideal.“ 

Die immer schwierigere Suche nach Nachwuchs und qualifiziertem Personal bezeichnete Amsinck als wachsende Belastung. „Das ist eine Hypothek für die Arbeitsmarkt-Entwicklung der kommenden Jahre.“ Die Unternehmen und ihre Branchenverbände werben nach seinen Worten intensiv um junge Kräfte, auch mit einer besseren Bezahlung. „Die Ausbildungsvergütungen sind seit 2007 stärker gestiegen als die allgemeinen Löhne und Gehälter – die 
jungen Leute müssen jetzt nur noch zugreifen.“ 

Gerd Woweries, der Leiter der ABB Ausbildungszentrum gGmbH in Berlin, erklärte: „Wir passen die Ausbildung permanent den wachsenden Anforderungen der Unternehmen an. Das ist nötig, weil die Innovationszyklen immer kürzer werden und die digitale Technik eine größere Rolle spielt.“ Rund 150 Unternehmen lassen aktuell ihre zukünftigen Fachkräfte derzeit bei ABB in 24 Lehrberufen ausbilden. Woweries: „Wir bieten gerade kleinen und mittleren Unternehmen eine maßgeschneiderte Ausbildung. Unsere aktuell 800 Auszubildenden bekommen damit das Rüstzeug für eine vielversprechende Karriere.“ 

Der Einzelhandel kann Ausbildungsjahr 2018/19 erstmals im Beruf des Kaufmanns für E-Commerce ausbilden. „Die Digitalisierung stellt neue Anforderungen an das Personal. Es entstehen andere Tätigkeitsfelder, Prozesse und Geschäftsmodelle. Deshalb wurde ein neuer Ausbildungsberuf geschaffen: der Kaufmann/die Kauffrau im E-Commerce“, sagte Katharina Weinert, Abteilungsleiterin für Bildungspolitik und Berufsbildung beim Handelsverband Deutschland (HDE).

Der E-Commerce sei seit Jahren ein Wachstumsmotor, zehn Prozent des Gesamtumsatzes im Einzelhandel würden online erzielt. „Das neue Berufsbild der Kaufleute im E-Commerce bereitet den Nachwuchs systematisch und qualifiziert auf eine Karriere im Online-Handel vor. Wer als Händler im E-Commerce erfolgreich bleiben will, braucht innovativen Nachwuchs. Denn Kaufleute im E-Commerce holen den Kunden das Einkaufserlebnis auf das Wohnzimmersofa“, erklärte Weinert weiter. In dem neuen Beruf liege viel Potential, neue Nachwuchskräfte für den Einzelhandel zu begeistern. 

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