30 Jahre Fürstenwalder Frauenhaus

Verein „Frauen helfen Frauen“ begeht Jubiläum

Am Mittwoch trafen sich Gründerinnen, Initiatorinnen, Wegbegleiter und leitende Persönlichkeiten zu einem kleinen Stelldichein im Fürstenwalder Frauenhaus. Die Überraschung, allen so frisch und munter wie einst im Mai zu begegnen, war für alle Beteiligten eine willkommene Abwechslung. Lange hatte es nicht gedauert, und schon hatte man die gut geführte Chronik des Vereins „Frauen helfen Frauen“ und die des Frauenhauses in Beschlag genommen. Und wie es auch immer so ist: Alte Geschichten und die Erinnerung an besondere Begebenheiten sowie das Betrachten alter Fotos sind ein besonderes Highlight bei solchen Jubiläen.

Die derzeitige Vorsitzende des Vereins „Frauen helfen Frauen“, Petra Schuhmann, würdigte die Geschlossenheit des Wirkens des Vereins. Das sei eine Zusammenarbeit, die ihresgleichen sucht. Die Mitarbeiter und auch die Vereinsmitglieder im Ehrenamt sorgen sich tiefgreifend um die Frauen, die sich in Not an sie wenden. Sie kommen nicht nur aus der unmittelbaren Region, sondern auch aus Berlin und den anderen Bundesländern. Aufgenommen werden zumeist, wenn möglich, alle, aber wenn man das nicht machen kann, gibt es noch ein weitreichendes Netzwerk. Eine weitere Wohnung in der Unterkunft wurde gerade bezugsfähig eingerichtet und man konnte sich ein persönliches Bild davon machen.

Die herzliche Ausstrahlung und Wärme, die diese Wohnung, die für maximal drei Monate bezogen werden kann, gibt den Frauen und Kindern erst einmal Geborgenheit und Sicherheit. Die Mitarbeiter des Hauses berichten von Situationen mit Frauen, die der Verzweiflung nahe sind und keinen Ausweg mehr sehen. Sie sind es, die mit Verständnis, beruhigenden Worten und Zuhören helfen, wo immer sie können, und zwar nicht nur in der Zeit, die die Frauen im Frauenhaus verbringen, sondern auch noch lange danach. Uta Meissner, eine der guten Seelen des Hauses, ist immer wieder aufs Neue ergriffen und ebenso wie die anderen voll engagiert. Sie sagt: „Für die Frauen beginnt ab hier ein neues Leben!“ Bis zu 15 Anlaufstellen müssen bewältigt werden, um das Leben für die Zukunft neu zuordnen.

Im Sommer 1991 wurde das Fürstenwalder Frauenhaus ins Leben gerufen und der Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ gegründet. Der Verein ist seitdem Träger des Frauenhauses. Seit 30 Jahren ist das Frauenhaus Beratungsstelle und Zufluchtsort für Frauen und ihre Kinder, die von Gewalt betroffen sind. Rund 500 Frauen und vermutlich ebenso viele Kinder hatten in diesen 30 Jahren hier ein Zuhause auf Zeit.

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Wie damals alles begann, wissen Sabine Weihrich, Wanda Nikulka und Traudchen Preußner noch ganz genau. „Natürlich gab es in der DDR auch häusliche Gewalt“, so Sabine Weihrich, die seit 1991 Gleichstellungsbeauftragte der Stadt war, „doch effektive Beratungsstrukturen und Schutzeinrichtungen gab es erst nach der Wende.“ Auch die damalige Gleichstellungs- und Ausländerbeauftragte des Altkreises Fürstenwalde, Wanda Nikulka, erinnert sich, dass das Sozialministerium unter Regine Hildebrandt die Städte und Landkreise aufrief, Frauenhäuser und Beratungsstellen zu gründen und dafür auch Geld bereitstellte. Vor Ort wurde der Verein „Frauen helfen Frauen e.V.“ gegründet, der als gemeinnütziger Verein Träger des Hauses sein sollte. Gemeinsam mit dem Sozialdezernenten der Stadt, Andreas Politz, und der Wohnungswirtschaft wurde ein geeignetes Objekt gesucht und schließlich im Stadtzentrum gefunden. Ein wichtiges Kriterium war die relative Abgeschlossenheit des Hauses, um für die Sicherheit der Frauen sorgen zu können. Dann begann der Ausbau. Parallel dazu wurde geeignetes Personal gesucht. Traudchen Preußner erwies sich als ein Glückgriff, war sie doch bis zu ihrer Pensionierung 2014 als Leiterin des Hauses tätig.

Von Anfang an war klar, dass Gewaltschutz eine herausfordernde Arbeit sein würde, die auf breite Schultern verteilt werden muss. So arbeiteten im Laufe der Jahre zahlreiche Frauen als Mitarbeiterinnen auf Zeit im Haus, in den Anfangsjahren als ABM-Kräfte und Ein-Euro-Jobberinnen, später auch als geringfügig Beschäftigte.
Immer und zu jedem Zeitpunkt war und ist das Haus auf die tatkräftige Unterstützung der Vereinsmitglieder angewiesen. Seit vielen Jahren sind eine Reihe von Vereinsfrauen in die Rufbereitschaft eingebunden. Damit wird rund um die Uhr, sieben Tage die Woche, eine Erreichbarkeit des regionalen Notrufs gewährleistet.
„Ohne eine breite Unterstützung durch unsere rund 35 Vereinsmitglieder könnten wir heute nicht so erfolgreich arbeiten“, meint Eyleen Scharmentke, seit 2017 Leiterin des Hauses. Viel verdankt der Verein auch der kontinuierlichen anteiligen Finanzierung durch die Stadt Fürstenwalde und den Landkreis Oder-Spree, die jeweils zu rund einem Drittel gemeinsam mit dem Land Brandenburg den Etat des Hauses bestreiten. „Nicht vergessen dürfen wir die vielen Spenden, sei es von Abgeordneten, Firmen und auch Privatleuten“, ergänzt Mitarbeiterin Uta Meissner.

Das Haus bietet bis zu 12 Plätze. Im Jahr 2020 konnten 20 Frauen mit ihrem 23 Kindern nicht aufgenommen werden und mussten an andere Häuser weitervermittelt werden. Wichtigstes Projekt im Jahr 2021 und 2022 ist der behindertengerechte Umbau einer Wohneinheit, so dass in Zukunft auch Personen mit eingeschränkter Mobilität, sei es nun eine Frau oder ein Kind, aufgenommen werden können.

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