Lebensräume fallen vielen Widrigkeiten zum Opfer

Die biologische Vielfalt befindet sich in einer tiefen Krise. Viele Arten weltweit sind vom Aussterben bedroht. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland stellt in seiner Serie „Art des Monats“ im Februar die Sumpfschildkröte vor: Sie ist die einzige Schildkrötenart, die in Mitteleuropa natürlicherweise noch vorkommt. Einst auch in Deutschland weit verbreitet, steht die Europäische Sumpfschildkröte heute kurz vor dem Aussterben. Auch ihr Panzer konnte die sehr scheue Sumpfschildkröte nicht vor der fast vollständigen Ausrottung durch uns Menschen schützen. Der Fang und Handel sowie die Zerstörung ihrer Lebensräume minderten ihren Bestand dramatisch. In Deutschland wurden Sumpfschildkröten noch vor gut 200 Jahren in Wagenladungen auf Märkten im Berliner Raum verkauft und anschließend verzehrt. Heute gibt es im Freiland Deutschlands nur noch etwa 70 erwachsene Tiere – im Norden von Brandenburg. Allerdings bekommt man sie nur äußerst selten in ihren flachen, stehenden oder langsam fließenden Gewässern zu sehen. Das tagaktive Tier taucht bei der geringsten Störung blitzschnell unter die Wasseroberfläche. Im Frühjahr wandern die kleinen Jungschildkröten aus ihren Nesthöhlen Richtung Wasser. Doch für Land- und Forstwirtschaft werden Sümpfe und Feuchtgebiete entwässert. Für die Schifffahrt werden Flüsse ausgebaut. Gebäude entstehen auf der grünen Wiese. Damit zerstören die Menschen die Lebensräume der Sumpfschildkröte. Sie braucht unsere Hilfe. Ihr Beispiel zeigt, dass zum Erhalt einzelner Arten viele Politikfelder geändert werden müssen. Daher setzen wir uns für eine naturverträgliche Agrarpolitik, eine Wende in der Waldnutzung, den Schutz der Flussgebiete und den Stopp des Flächenverbrauchs durch ungezügelten Siedlungsbau und Verkehrsinfrastrukturen ein, so Matthias Meißner, Abteilungsleiter Biodiversität.

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