Potsdamer Handwerk gegen autofreie Innenstadt

Aufgrund einer Beschlusslage der Potsdamer Stadtverordnetenversammlung plant die Stadtverwaltung in der Landeshauptstadt, den Autoverkehr im Innenstadtbereich zwischen Hegelallee und Charlottenstraße deutlich zu verringern.
Der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Potsdam, Ralph Bührig, warnt vor den wirtschaftlichen Folgen einer autofreien Innenstadt: „Auch unsere rund 250 in der Innenstadt ansässigen Mitgliedsbetriebe sind an einer attraktiven Innenstadt interessiert. Es ist richtig, dass die Erlebnisqualität dringend aufgewertet werden muss, um nicht weitere Kunden zu verlieren. Dies durch eine autofreie Innenstadt erreichen zu wollen, ist jedoch aus Sicht des Handwerks der falsche Weg. Gerade das jüngste Beispiel der autofreien Friedrichstraße in Berlin hat doch gezeigt, dass dort wohl das Gegenteil für die ansässigen Händler erreicht wurde. Bührig verweist auf die dauerhaften Forderungen des Handwerk für einen sinnvollen Ausbau von Verkehrsalternativen sowie die Schaffung von ausreichend Parkmöglichkeiten in anderen Bereichen, auch für die Beschäftigten in den Betriebe. „Wirtschaftsverkehr muss in der Potsdamer Innenstadt weiterhin möglich bleiben. Unsere Handwerksbetriebe sind darauf angewiesen, für ihre Kunden mit dem Auto erreichbar zu bleiben, mindestens, wenn Material und Waren zu transportieren sind oder körperlich Eingeschränkte bei einem Gesundheitsdienstleister Hilfsmittel bestellen, anpassen oder abholen möchten. Der pauschale Hinweis auf Lastenfahrräder ist für viele Handwerksbetriebe keine Lösung.

Betroffene Potsdamer Handwerksbetriebe üben ebenfalls deutliche Kritik. Für Raumausstatter Hans-Gerald Eckert von freiraum.einrichten in der Jägerstraße ist die dort geplante Halteverbotszone „geschäftsschädigend. Briefe an die Stadt Potsdam bleiben ohne Reaktion. Das behindert uns Gewerbetreibende und Steuerzahlende in unserer Arbeit.“

Im Sanitätshaus Kniesche kritisiert man, dass „Parkplätze für Kunden, vor allem für jene mit körperlichen Einschränkungen nicht einfach wegrationalisiert werden können. Kurzzeitparkplätze wären hier ein Lösungsansatz. Es ist bereits jetzt schon so, dass wir ein Ladengeschäft wegen schlechter Erreichbarkeit schließen müssen. Das kann von der Stadt nicht gewollt sein?“

Und auch Bäckermeister Werner Gniosdorz von der Bäckerei Braune spricht klar aus, dass „ein Verbot bzw. die weitere starke Einschränkung des Lieferverkehrs für Produktionsbetriebe wie Bäckereien, Fleischereien u. a. geschäftsschädigend ist. Die Verkehrsführung für die gesamte Innenstadt muss konzeptionell und umfassend neu gedacht werden. Und zwar so, dass man nicht etwas durchdrückt, sondern alle Notwendigkeiten berücksichtigt.“ Auch betont Gniosdorz die Wichtigkeit von Parkmöglichkeiten für die Mitarbeiter aufgrund der Arbeitszeiten in den Randzeiten des ÖPNV.

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