Es dämmert. Dämmerung ist die Zeit des Übergangs zwischen Helligkeit und Dunkelheit. Oder auch umgekehrt. Aber auch der Zustand zwischen Blödheit und Erkenntnis wird zuweilen Dämmerung genannt. Mir jedenfalls dämmert es langsam, dass es so nicht mehr lange weitergehen kann.

Aber von vorn: Mathelehrer haben nicht gerade den Nimbus, ein überdurchschnittlich populäres Schulfach zu unterrichten. Also poppt der Kluge unter ihnen seinen Unterrichtsstoff durch interessante Geschichtchen auf. Ich erinnere mich noch gut an die Story, mit der uns unser Lehrer „bewies“, dass auch der schnellste Läufer die langsame Schildkröte nie einholen kann, wenn die einen moderaten Vorsprung erhält, denn sie ist ja langsam. Begründung: zu dem Zeitpunkt, da der Läufer an dem Punkt ankommt, an dem sich die Schildkröte bei seinem Start befand, ist die Schildkröte ein gutes Stück weiter gekommen. Erreicht der Läufer ebendiese Stelle, ist die Schildkröte wiederum ein Stück weiter. Erreicht der Läufer dann diese Stelle, ist sie wieder ein Stückchen weiter… usw., usw. Wir Kinder waren so fasziniert, dass mir dieses Geschichtchen noch nach reichlich einem halben Jahrhundert präsent ist.

Unser Mathelehrer hatte mit seinen Rechenkünsten ein lustiges Stück Bildungsleistung vollbracht. Nur werde ich den Verdacht nicht los, dass das nicht der einzige Pauker war, der die vergleichsweise pupstrockene Mathematik auf solch einfache Art und Weise interessanter machte. Inzwischen ist diese Art Volksunterhaltung längst in der Politik angekommen. Besonders, wenn die Wahldämmerung anbricht. Jüngstes Beispiel für Rechenkunst ist die SPD, die in Zeiten arger sozialdemokratischer Verelendung nicht ihr Heil in der Flucht sucht, sondern stattdessen ihren Angriff im (Hubertus) Heil zu finden hofft. Stichwort: bedingungslose Grundrente. Genau! Da war doch was! Erinnert an „bedingungsloses Grundeinkommen“. Rechenkünstler der einen Seite belegten damals wie heute, dass alles durchaus finanzierbar wäre. Zahlenkünstler der Gegenseite, wen wunderts, behaupten genau das Gegenteil.

Wir Wähler, genau wie die doofen Schüler damals, sind heillos überfordert. Die CDU gibt sich übervorteilt, SO stünde das aber nicht im Koalitionsvertrag. Hätten ja von selbst drauf kommen können, die Parteichristen! Aber dafür lieber der Autoindustrie und den Kohlestrommachern Zucker (respektive Euros) in den Arsch blasen! Gar nicht zu reden von der de facto überflüssigen Technik in (Geldver-)Pulver-Ursels Streitmacht. Wobei „Macht“ gewiss nicht ganz das rechte Wort sein dürfte, außer es ist gemeint, dass man darüber streiten kann, was man damit macht. Da hätte gespart im großen Stil werden können! Machen wir uns nichts vor: Flieger, die nicht fliegen, Panzer, die nicht fahren, Schiffe, die nicht untergehen (kein Spaß – gemeint ist die Deutsche U-Bootflotte*), Gewehre, die nicht schießen – alles nicht zu gebrauchen, hat aber trotzdem irre viel Geld gekostet und kostet immer noch. Genau genommen hätte man das alles a priori einsparen können. Spätestens genau ab jetzt! Wie sagt man doch so treffend: Alles, was man ein Jahr lang nicht benutzt hat, braucht man nicht wirklich. Überrannt wurden wir trotz aller Wehrtechnikschwäche bis heute nicht. Jedenfalls nicht von fremdem Militär.

Aber die SPD, also wenigstens unsere brandenburgische, ist so viel besser auch nicht. Mit der Kohle, die täglich und außerhalb des Plans für den BER verbrannt wird, könnte man (geschätzt) in Berlin/Brandenburg locker die bedingungslose 900-EUR-Rente finanzieren. (Vielleicht rechnet es mal jemand nach?) Meine Mutter sagte immer: „Geld verdirbt den Charakter.“ So ganz zustimmen mag ich ihr nicht, so ganz Unrecht hatte sie aber wohl auch nicht. Die unvergessene Regine Hildebrandt rief mal erbost: „Erzählt mir doch nich, dasset nich jeht!“ Ich möchte rufen: „Erzählt mir doch nich immer, dass keen Jeld da is! Da is jenuch, et is bloß anne falsche Stelle“.

* Dafür hat uns‘ Uschi mal rasch ein paar Korvetten in Auftrag gegeben. Ob die dann zu gebrauchen sein werden, weiß der Himmel. Jedenfalls müssen die nicht untergehen. Blohm und Voss, Hamburg, freut‘s jedenfalls.

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