Bio-Brotboxen für die Sigmund-Jähn-Grundschule
24 Jahre „Bio-Brotbox-Aktion“ in Berlin und Brandenburg und auch in diesem Jahr wurde wieder ordentlich geschleppt, gestapelt und gepackt. Bereits am Sonntag ab 8 Uhr liefen die Vorbereitungen auf Hochtouren. Meinrad Schmitt, der einst den Terra Naturkosthandel gründete, räumte eine seiner großen Lagerhallen frei, damit freiwillige Helferinnen, Helfer, Sponsoren und Unterstützer gemeinsam etwa 66.000 Bio Brotboxen bestücken konnten. Ja, richtig gelesen, sechsundsechzig Tausend. Eine beeindruckende Zahl und vermutlich mehr Brotdosen auf einem Haufen, als man sonst im ganzen Jahr sieht.
Burckhardt Sonnenstuhl, der Ideengeber der Aktion, war auch diesmal wieder mit dabei und, wie er selbst sagte, immer noch überwältigt davon, dass seine Idee so lange trägt. Jedes Jahr bekommen die Erstklässler eine Brotbox mit gesunden Lebensmitteln. Eine kleine Aufmerksamkeit, die für viele Kinder tatsächlich etwas ganz Besonderes ist.
Am Montag, nicht Dienstag, sondern wirklich Montag, wie Burkhardt Sonnenstuhl augenzwinkernd betonte, kommen die Boxen bei den Kindern an. Geliefert vom Logistiker UPS, der ebenfalls zu den Unterstützern der Aktion gehört. Er sagte es nicht einmal. Nicht zweimal. Mehrfach. Wir lachten und ja, natürlich glaubten wir ihm. Auch wenn die Einschulungstermine in Berlin und Brandenburg wie jedes Jahr etwas aus der Reihe tanzen, hatte man sich diesmal auf den letzten Montag als gemeinsamen Starttag geeinigt.
Für Brandenburg fiel der Startschuss an der Sigmund-Jähn-Grundschule in Fürstenwalde. Um neun Uhr ging es los. Die Gäste trafen ein, auf dem Schulhof warteten bereits geduldig die Kinder, die Aufregung war spürbar. Die Sigmund-Jähn-Grundschule ist jedes Jahr mit dabei. Die Engagierte und resolute Schulleiterin Ines Tesch erklärte, warum, viele Kinder in diesem Stadtteil morgens ohne Frühstück zur Schule kommen. Manche wissen schlicht nicht, was gesund ist. Und jedes dritte Kind, so ihre Einschätzung, hat gar nichts dabei. Da ist so eine Aktion eben mehr als nur ein symbolischer Akt. Hier wird etwas wirklich gebraucht. Man spürte, dass der Tag für die Schule eine besondere Bedeutung hatte. Und das spiegelte sich auch in der Gestaltung wider.
Musiklehrer Marvin Weigert hatte mit dem Kinderchor drei Lieder eingeübt: „Wenn die wilden Winde stürmen“, „Im Alten Schloss ist Geisterstund“ und als Kontrastprogramm „Heute Spaghetti, morgen Spaghetti“. Das sorgte nicht nur für Schmunzeln bei den Erwachsenen, sondern auch für sichtbare Freude bei den Kindern. Die Stimmung war gelöst, aber aufmerksam.
Eine schöne Mischung. Drinnen, in der Cafeteria, saßen rund 70 Kinder an liebevoll gedeckten Tischen, die Eltern und Lehrer der Grundschule für sie vorbereitet hatten. Es war eng, aber herzlich. Hendrik Fischer, Staatssekretär im Bildungsministerium, hatte alle Hände voll zu tun, jede einzelne Box zu überreichen mit echtem Einsatz, unterstützt von Andreas Bös von der AOK Nordost, der Bezirksschulrätin, der Träger die Stadt Fürstenwalde mit der Verantwortlichen für die Schulen Stephanie Dobler, Burckhardt Sonnenstuhl, Meinrad Schmitt und dem gesamten Organisationsteam. Man sah, es war nicht einfach eine Übergabe, sondern ein Moment echter Begegnung.
Ein Thema, das immer wieder aufkommt, die Versorgung der Kinder mit gesunden Lebensmitteln und Getränken im Schulalltag. Das frühere Schulmilchprogramm war sehr beliebt besonders die Sorten Vanille, Erdbeere und Schoko. Als deren Subventionierung eingestellt wurde, war die Enttäuschung groß. Ein neuer Versuch mit Agrafrisch aus Buchholz bot frische Vollmilch über einen Automaten an. Doch ohne die beliebten Geschmacksrichtungen blieb die Nachfrage gering das Programm wurde eingestellt. Immerhin über den Schulträger konnte ein Wasserspender angeschafft werden eine sinnvolle Unterstützung, damit die Kinder jederzeit Zugang zu Trinkwasser haben. Doch der Wunsch nach mehr bleibt. Staatssekretär Fischer lobte beim Besuch das Engagement der Schule. Es habe sich längst bis ins Ministerium herumgesprochen, wie viel Herzblut hier in Bildung und Gesundheit fließt. Im Gespräch wurde auch der Wunsch der Kinder deutlich. Sie möchten den Kühlschrank zurück. Benjamin Meise, Chef von Agrafrisch, hatte damals neben dem Milchautomaten auch einen Snack-Kühlschrank aufgestellt genau den wünschen sich die Kinder zurück.
Jetzt wird gespart, so Schulleiterin Ines Tesch rund 15.000 Euro wären nötig. Denn der neue Automat könnte nicht nur Milch enthalten, sondern auch Obst, Gemüse und andere gesunde Snacks. Eine Investition in Gesundheit, Alltag und Kinderherzen.
Seit dem 1. September hat Ines Tesch mit Diana Klezovich eine Assistentin an ihrer Seite, die sie besonders unterstützt, vor allem rund um das größte Bildungsprogramm Deutschlands, das Startchancen-Programm und seine vielfältigen Möglichkeiten. Das Programm soll Chancengleichheit stärken und gezielt Schulen mit vielen sozial benachteiligten Kindern fördern über zehn Jahre und mit drei Schwerpunkten, bessere Schulgebäude, ein eigenes Chancenbudget und mehr Personal zur Förderung von Basiskompetenzen wie Lesen, Schreiben und Rechnen. Für die Zukunft kann sie sich gut vorstellen, als Lehrerin an der Grundschule ihren Platz zu finden oder generell im Bildungsbereich tätig zu sein. Ganz festlegen möchte sie sich da aber noch nicht.


