Weltwassertag – Bilanz, Trends und Maßnahmen

Zum Weltwassertag hat Umweltminister Axel Vogel eine Bilanzierung sowie Trends und geplante Maßnahmen für die Grundwasserbewirtschaftung in Brandenburg vorgestellt. „Erstmals seit Beginn der 1990er Jahre wurde das Grundwasserdargebot landesweit flächendeckend bilanziert“, sagte Axel Vogel am Montag. „Die Daten und Entwicklungstrends sind Grundlage für den künftigen Umgang mit Grundwasser. Wir wollen noch in diesem Jahr einen Klimaabschlag einführen und den Wasserbehörden ein Webtool bereitstellen, mit dem sie besser über Grundwassernutzungen entscheiden können.“

In der „Wasserversorgungsplanung Brandenburg – Sachlicher Teilabschnitt mengenmäßige Grundwasserbewirtschaftung“ hat das fachlich zuständige Landesamt für Umwelt in den 73 Brandenburger Grundwasserbilanzgebieten untersucht, welche Grundwasservorräte vorhanden sind, wie sie sich verändert haben und sich künftig entwickeln könnten. Für die Ermittlung von Trends hat die Fachbehörde Daten von 1.250 Grundwassermessstellen ausgewertet, für die mindestens 30-jährige Jahresreihen zur Verfügung stehen. Der Bericht ist ein weiterer Baustein im Gesamtkonzept des Landes zur Anpassung an die Klimaveränderungen.

„Seit den 1970er Jahren verzeichnen wir insgesamt fallende Grundwasserstände, vor allem in den Hochflächenbereichen wie dem Fläming oder im Barnim, in der Prignitz und auf dem Teltow. In den Niederungsbereichen überwiegen noch die Flächen ohne negativen Trend“, so Axel Vogel. „Nachdem sich die Situation Anfang der 2010er Jahre aber zunächst entspannte, erlebten wir in den drei aufeinander folgenden Trockenjahren 2018, 2019 und 2020, dass Fließgewässer austrockneten und die Wasserspiegel zahlreicher Seen auf Tiefststände fielen. Wir müssen davon ausgehen, dass sich der Trend sinkender Grundwasserpegel klimafolgenbedingt fortsetzt. Unsere Modelle prognostizieren zwar, dass die Niederschlagsmengen in Zukunft wohl zunehmen werden – diese Zunahme wird aber durch eine höhere Verdunstung aufgrund steigender Temperaturen und stärkerer Sonneneinstrahlung wieder aufgezehrt.“ Während die durchschnittliche Niederschlagshöhe für Brandenburg bei jährlich zirka 560 Millimeter liegt, fielen 2018 nur 390 und 2019 gerade einmal 505 Millimeter. Davon verdunsten rund 70 bis 80 Prozent.

Für jedes der 73 Gebiete hat das Landesamt umfangreiche Datensätze, unter anderem zu Grundwasserständen, Wasserentnahmen, Zu- und Abflüssen sowie meteorologische Daten ausgewertet. Von den etwa 3,7 Milliarden Kubikmetern sich erneuernden Grundwasserdargebots im Jahr sind aktuell rund zwei Milliarden Kubikmeter pro Jahr nutzbar. Die Differenz ergibt sich unter anderem daraus, dass Grundwasser zu einem erheblichen Anteil die Oberflächengewässer speist und ein Teil der Grundwasserneubildung für den ökohydrologisch begründeten Mindestabfluss der Oberflächengewässer benötigt wird. Das nutzbare Grundwasserdargebot wird im überwiegenden Teil der Bilanzgebiete maximal zur Hälfte ausgeschöpft. Für die Zulassung von konkreten Wasserentnahmen müssen die Wasserbehörden jedoch zusätzlich weitere, lokale Informationen wie beispielsweise bestehende Wasserschutzgebiete oder die Auswirkungen auf Feuchtgebiete berücksichtigen. Denn Grundwasser als unverzichtbare Ressource und Teil des Wasserkreislaufs speist nicht nur die Oberflächengewässer wie Seen und Flüsse, sondern auch Feuchtgebiete wie die Moore.

Wegen perspektivisch steigender Wasserbedarfe und der Auswirkungen der Klimakrise werden künftig die Grundwasserressourcen jedoch in einem geringeren Umfang zur Verfügung stehen. Langfristig kann klimafolgenbedingt mit einer verminderten Grundwasserneubildung gerechnet werden, die in einem Großteil der Bilanzgebiete bis zu 25 Prozent erreichen kann. Damit die Wasserbehörden dies bei ihrer wasserrechtlichen Zulassungspraxis berücksichtigen können, wird im Bericht anhand von Klimamodellen das verringerte Grundwasserdargebot berechnet.

Bereits in diesem Jahr soll auf diese Prognosen reagiert und ein Klimaabschlag auf künftige Grundwasserentnahmen eingeführt werden. „Zur Nutzung soll lediglich ein Teil des jährlich neu gebildeten Grundwassers zugelassen sein, das nach derzeitigen Abschätzungen der klimatischen Änderungen im Zeitraum 2031 bis 2060 noch zur Verfügung stehen wird“, so Axel Vogel. „Von der Grundwasserneubildungsrate ist also ein Mengenanteil als zusätzlicher Sicherheitsabschlag, als Klimaabschlag, zurückzuhalten. Dies ist eine wichtige Voraussetzung für die nachhaltige Nutzung der Grundwasservorräte und zugleich auch der Schlüssel für den Schutz unserer Gewässer und der grundwasserabhängigen Landökosysteme wie beispielsweise den Mooren.“ Neben der Software für die Wasserbehörden, mit der sie die Grundwasserbilanzierungen bei ihrer wasserrechtlichen Zulassungspraxis berücksichtigen können, zielen weitere Maßnahmen auf verbesserte fachliche Grundlagen für die Bewertung der Grundwasserressourcen. Der Weltwassertag, der auf Initiative der Vereinten Nationen jährlich am 22. März begangen wird, steht in diesem Jahr unter dem Motto „Unser Grundwasser: der unsichtbare Schatz“.

Axel Vogel
Landwirtschaft,Umwelt & Klimaschutz
„In Brandenburg stammen mehr als 90 Prozent des Trinkwassers aus dem Grundwasser. Die Trinkwasserversorgung ist in den nächsten Jahrzehnten in Brandenburg sichergestellt. Das wollen wir auch durch die Zusammenarbeit mit der Initiative Trinkwasserversorgung Metropolenregion Berlin-Brandenburg, in der 16 Wasserversorger zusammenwirken dauerhaft gewährleisten.“

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