Landesregierung erstellte mit Gewerkschaften dazu ein Konzept
Bildungsministerin Britta Ernst hat das „Konzept der Landesregierung zur Qualifizierung von Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger für den Schuldienst“ vorgestellt. Es sieht vor, die Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger für ihren Einsatz im Land Brandenburg noch besser auszubilden. Das Ziel ist es, Bewerbern ohne Lehramtsbefähigung eine möglichst vollständig anerkannte Qualifizierung für den Lehrerberuf zu geben. Ministerin Ernst Wir brauchen qualifizierte Seiteneinsteigerinnen und Seiteneinsteiger, um die hohe Unterrichtsqualität halten und weiter ausbauen zu können. Mit dem Konzept haben wir die Instrumente, mit denen wir fähige neue Lehrkräfte ausbilden können. Wir sagen damit ganz klar: Seiteneinsteiger sind uns willkommen. Mit ihrer Lebenserfahrung, ihren beruflichen und menschlichen Kompetenzen sind sie eine Bereicherung für den Schuldienst. Der Lehrkräftebedarf in den nächsten zwölf Jahren wird nur mit Hilfe der Seiteneinsteiger zu decken sein.
Mit der Änderung des brandenburgischen Lehrerbildungsgesetzes zum 1. August 2018, wird – vorbehaltlich der Zustimmung des Landtags – der Kreis der Seiteneinsteiger/innen erweitert, der für den Erwerb eines Lehramtes in Frage kommt. Zudem wird ihre Qualifizierung intensiviert. Einbezogen sind dann auch jene Seiteneinsteiger/innen, die über einen Fachhochschulabschluss verfügen und an allgemeinbildenden Schulformen unterrichten. Seiteneinsteiger/innen mit Hoch-schulabschluss erhalten die Option der Staatsprüfung zum Erwerb eines Lehramtes. Für die Umsetzung des Konzepts werden ab 2019 rund 13 Millionen Euro jährlich veranschlagt. Mit den Gewerkschaften (GEW, dbb beamtenbund und tarifunion) wurden Leitlinien für eine mittel- und langfristige Personalentwicklung und eine fachgerechte Qualifizierung der Seiteneinsteiger/innen und Lehrkräfte vereinbart. Sie sollen spätestens zum 1. Januar 2019 umgesetzt werden. Sie sind eine Grundlage für die künftige Gestaltung.
Seiteneinsteiger/innen, die zum Schuljahresbeginn (Stichtag 1.8.) und zum Halbjahr (Stichtag 1.2.) in den Schulen beginnen, erhalten befristete Arbeitsverträge von 15 Monaten. In den ersten drei Monaten – vor Schuljahresbeginn bzw. dem Schulhalbjahr – werden die Seiteneinsteiger/innen qualifiziert (500 Stunden, inklusive Selbststudium). Danach dürfen sie unterrichten und werden parallel dazu weiter qualifiziert. Nach Ablauf der 15 Monate nimmt das Schulamt eine Bewährungsfeststellung vor, auf deren Grundlage über die Entfristung der Arbeitsverträge entschieden wird.
Seiteneinsteiger/innen, die während des laufenden Schuljahres eingestellt werden, absolvieren das seit 2016 bestehende Qualifizierungsprogramm. Es umfasst derzeit 40 Stunden Grundlagenausbildung und 200 Stunden vertiefendes Programm zur pädagogischen und fachlich/didaktischen Grundqualifizierung. Die Qualifizierung erfolgt regional, berufsbegleitend und zum Teil in der unterrichtsfreien Zeit. Von August 2016 bis Februar 2018 haben bereits 350 Seiteneinsteiger/innen die Lehrgänge absolviert. Ab 20.8.2018 wird dieses Programm um weitere 60 Stunden schulpraktische Ausbildung auf 300 Stunden erweitert. Dazu kommen 200 Stunden Selbststudium, so dass auch dieses Programm 500 Stunden für die Qualifizierung bereithält. Auch diese Seiteneinsteiger/innen erhalten einen befristeten Vertrag über 15 Monaten mit einer anschließenden Bewährungs-feststellung.
Für Seiteneinsteiger/innen, die die Voraussetzungen für eine Aufnahme in den Vorbereitungsdienst erfüllen, kann auf Antrag eine fünfjährige Qualifizierung genehmigt werden mit dem Ziel, ein Lehramt zu erwerben.
Die Umsetzung der Qualifizierung soll durch das Institut zur Weiterbildung im Bildungsbereich an der Universität Potsdam und durch die Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg erfolgen. Im November 2018 startet der erste Qualifizierungslehrgang mit rund 75 Plätzen. Die Seiteneinsteiger/innen werden – wie in den Leitlinien beschrieben – nach drei Monaten, also ab Februar 2019, an den Schulen eingesetzt. Ab 01.01.2019 wird die Regelung des Brandenburgischen Lehrerbildungsgesetzes umgesetzt, den Vorbereitungsdienst für Lehramtskandidaten aufgrund der veränderten Studienstruktur grundsätzlich auf 12 Monate zu verkürzen, um sie zügig in den Schuldienst übernehmen zu können. Dies soll auch für Seiteneinsteiger/innen möglich sein. Zudem wurden die Ausbildungsplätze im Vorbereitungsdienst in den letzten Jahren von 450 auf 960 deutlich erhöht. Somit kann allen Bewerberinnen und Bewerbern für den Vorbereitungsdienst ein Ausbildungsplatz angeboten werden.
Für die Qualifizierung der Seiteneinsteiger/innen im dreimonatigen Grundkurs werden ab 2019/20 bis zu zehn neue Schulrätinnen und Schulräte eingestellt und den vier staatlichen Schulämtern zugeordnet.
Zur Qualifizierungsstrategie für Seiteneinsteiger/innen gehört auch das bundesweit erste „Refugee Teachers Programm“ der Universität Potsdam. Im Oktober 2017 startete die vierte Ausbildungsgruppe geflüchteter Lehrerinnen und Lehrer mit dem Ziel, ihnen berufliche Perspektiven in Deutschland zu eröffnen. Sie wird im März 2019 den Kurs abschließen. In den Jahren 2017/18 bis 2029/30 verlassen aufgrund von Pensionierung, Verrentung und Fluktuation jährlich zwischen 600 und 900 Lehrkräfte den Schuldienst. Zum Schuljahr 2017/18 wurden 1.078 Lehrkräfte neu eingestellt. Davon waren 21 Prozent Seiteneinsteiger/innen. Insgesamt arbeiteten mit Beginn des Schuljahres rund 19.500 Lehrkräfte im Land. Davon waren rund 9,64 Prozent Seiteneinsteiger/innen.